Versicherungspolice: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Police definiert Leistungen, Prämien und Ausschlüsse verbindlich

• Enthält genaue Regeln zur Leistungsabrechnung und Kostenübernahme

• Vertragsänderungen sind nur schriftlich und nachvollziehbar gültig

• Versicherte müssen Police sorgfältig prüfen und aufbewahren

• Police bildet Grundlage für spätere Streitfälle oder Klärungen

• Fehler in der Police können Leistungsansprüche beeinträchtigen

• Jede Police gilt erst nach offizieller Annahme durch den Versicherer

Zahlen & Fakten

1. Rund 97 % der Schweizer Haushalte besitzen mehr als fünf Versicherungsverträge [1]
2. Über 8,9 Mio. Policen existieren allein in der Krankenversicherung [2]
3. Durchschnittlich 12–18 Seiten umfasst eine Standardpolice im Privatbereich [3]
4. Jährlich werden über 1,2 Mio. Policenänderungen vorgenommen [4]
5. Etwa 11 % aller Leistungsfälle benötigen Rückfragen zur Police [5]
6. Rund 65 % der Streitfälle betreffen unklare Policeformulierungen [6]
7. Digitale Policen ersetzen zunehmend gedruckte Dokumente (über 70 %) [7]

Aufbau und Funktion einer Versicherungspolice

Eine Versicherungspolice besteht aus mehreren klar strukturierten Teilen. Dazu gehören die allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB), die für alle Versicherten gleich gelten, sowie die besonderen Versicherungsbedingungen (BVB), welche individuelle Anpassungen, Franchisen oder Zusatzdeckungen regeln.

Zentral ist der Abschnitt zur Deckung, in dem präzise beschrieben wird, was versichert ist. Beim Krankenversicherungsvertrag nach KVG wird etwa aufgeführt, welche Leistungen gemäss Gesetz übernommen werden. Bei einer Zusatzversicherung nach VVG hingegen sind die Leistungen vertraglich frei definierbar, weshalb die Police hier oft umfangreicher ist.

Eine weitere wichtige Komponente ist die Prämienberechnung. Diese wird je nach Versicherungsart unterschiedlich durchgeführt. Bei der KVG-Krankenversicherung ist die Prämie einkommensunabhängig und basiert auf kantonalen Gesundheitskosten, erwarteten Leistungsausgaben und Rückstellungen. Bei einer Zusatzversicherung wird die Prämie hingegen nach Risiko, Alter und Leistungsumfang berechnet.

Warum ist die Versicherungspolice so wichtig?

Die Versicherungspolice ist nicht nur ein Informationsdokument, sondern ein rechtsverbindlicher Vertrag, der sämtliche Regulierungen im Schadensfall bestimmt. Sobald eine versicherte Person Leistungen geltend macht, prüft die Versicherung die Police, um festzustellen, ob der Fall gedeckt ist und wie hoch der Anspruch ausfällt.

Eine unklare oder fehlerhafte Police kann zu Verzögerungen, Ablehnungen oder Missverständnissen führen. Umgekehrt schützt eine präzise formulierte Police sowohl Versicherte als auch Versicherungsunternehmen. Darum wird empfohlen, Policen nach Erhalt vollständig zu lesen, insbesondere Bereiche wie Ausschlüsse, Vertragsdauer, Kündigungsmodalitäten, Gesundheitsfragen bei Zusatzversicherungen oder Prämienanpassungen.

Praxisbeispiele zur Versicherungspolice

Beispiel 1: Unklare Deckung in einer Zusatzversicherung

Eine 45-jährige Person besitzt eine ambulante Zusatzversicherung, die alternative Therapien abdeckt. Auf der Police steht: „Kostenübernahme von 75 % für ärztlich anerkannte komplementärmedizinische Leistungen.“ Die Person erhält pro Jahr Behandlungen im Wert von CHF 1’600. Erwartete Leistung: CHF 1’600 × 75 % = CHF 1’200.

Der Versicherer bezahlt jedoch nur CHF 800 mit dem Hinweis, dass aufgrund der Police ein jährliches Leistungsmaximum von CHF 800 besteht. Das Maximum wurde übersehen, da es in einem separaten Absatz erwähnt wurde. Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass Policen immer vollständig und nicht nur oberflächlich gelesen werden sollten.

Beispiel 2: Berechnung der Prämienanpassung in der Grundversicherung

Ein Versicherter zahlt bisher eine Prämie von CHF 350 pro Monat. Die Versicherung informiert in der neuen Police, dass die Prämie auf CHF 380 steigt. Grund ist die Entwicklung der Gesundheitskosten im Kanton.

Die Berechnung der neuen Prämie basiert auf erwarteten Leistungskosten pro Versicherten. Steigen diese beispielsweise von CHF 3’400 auf CHF 3’700 pro Jahr (+ CHF 300), muss die Prämie diese Mehrkosten decken. Die jährliche Mehrbelastung beträgt CHF 30 × 12 Monate = CHF 360. Die Police dokumentiert diese neue Prämie rechtsverbindlich. Das Beispiel zeigt, wie Policen direkt die finanzielle Situation der Versicherten beeinflussen und wie die Berechnung nachvollziehbar erfolgt.

Welche Angaben müssen in jeder Police zwingend enthalten sein?

Eine vollständige Versicherungspolice umfasst folgende zentrale Elemente:

• Name der versicherten Person und Versicherungsnummer
• Art der Versicherung und Deckungsumfang
• Beginn und Ende des Vertrags
• Prämienhöhe und Zahlungsmodus
• Angaben zu Franchise, Selbstbehalt und Limiten
• Ausschlüsse, Einschränkungen und besondere Bedingungen
• Rechte und Pflichten beider Vertragsparteien
• Hinweise zu Kündigung und Vertragsänderungen

Diese Elemente dienen als Orientierung im Leistungsfall und definieren den rechtlichen Rahmen, der für beide Seiten bindend ist.

Bedeutung der Versicherungspolice für das Schweizer Versicherungssystem

Die Police hat nicht nur individuelle Bedeutung, sondern spielt eine zentrale Rolle im gesamten Versicherungswesen. Sie schafft Standardisierung, Transparenz und Rechtssicherheit. Versicherungen nutzen Policen, um Produkte klar abzugrenzen, Risiken zu kalkulieren und Konsistenz über alle Vertragskunden sicherzustellen.

Für Versicherte ist die Police eine Orientierungshilfe und ein Nachschlagewerk. Sie sorgt dafür, dass Ansprüche im Krankheitsfall oder bei anderen Ereignissen korrekt abgewickelt werden. Gerade bei Streitfällen zwischen Versicherten und Versicherern bildet die Police die wichtigste Grundlage. Über 60 % aller Streitfälle entstehen durch Missverständnisse rund um Bedingungen und Ausschlüsse, weshalb eine klar formulierte Police entscheidend ist.

Digitale Policen und moderne Verwaltung

Der Trend geht klar in Richtung digitaler Policen. Mehr als 70 % der Schweizer Versicherungsunternehmen stellen Policen inzwischen elektronisch zur Verfügung. Das erleichtert Aktualisierungen, sorgt für bessere Übersicht und vereinfacht den Zugriff für Versicherte.
Digitale Policen reduzieren zudem organisatorische Fehler, da automatische Versionierung und Archivierung sicherstellen, dass immer das aktuelle Dokument vorliegt. Versicherte können Policen in Apps verwalten, Änderungen nachverfolgen und Leistungen direkt prüfen. Gleichzeitig bleibt die rechtliche Verbindlichkeit identisch zur gedruckten Version.

Dennoch müssen Versicherte darauf achten, ihre digitale Police regelmässig zu prüfen, insbesondere nach Prämienänderungen oder Leistungsanpassungen. Eine digitale Police ist nur dann ein Vorteil, wenn sie aktiv genutzt und verstanden wird.

Fazit

Die Versicherungspolice ist weit mehr als ein Dokument: Sie ist das Herzstück jedes Versicherungsvertrags und Grundlage für sämtliche Leistungsansprüche. Wer ihre Struktur kennt und weiss, wie Prämien, Leistungen und Ausschlüsse berechnet werden, kann Entscheidungen bewusster treffen und unangenehme Überraschungen vermeiden. Eine sorgfältige Prüfung der Police schafft Klarheit, stärkt das Vertrauen in das Versicherungswesen und ermöglicht es Versicherten, ihre Rechte gezielt geltend zu machen. Die Police bleibt daher ein unverzichtbares Instrument für Transparenz und Sicherheit im Schweizer Versicherungssystem.

Quellenverzeichnis

• [1] BFS – Versicherungsbestand in Schweizer Haushalten
• [2] BAG – Statistik obligatorische Krankenversicherung
• [3] Schweizerischer Versicherungsverband SVV – Dokumentationsstandards
• [4] FINMA – Marktbericht Privatversicherungen
• [5] Ombudsstelle der Sozialversicherungen – Fallstatistiken
• [6] Ombudsstelle Privatversicherungen – Beschwerdeübersicht
• [7] SVV – Digitalisierungsbericht Versicherungsbranche