Versicherungsberaterin: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Expertin für Risikoanalyse und Versicherungsdeckung

• berät Kunden bei Wahl, Anpassung und Wechsel von Policen

• unterstützt im Schadenfall und erklärt Vertragsdetails

• arbeitet angestellt, selbstständig oder unabhängig

• analysiert Versicherungen gemäss persönlicher Lebenslage

• wichtig bei komplexen Themen wie Vorsorge oder Krankenkassen

• steigert Transparenz und Kostenkontrolle für Kundinnen und Kunden

Zahlen & Fakten

1. In der Schweiz arbeiten über 12’000 Versicherungsberaterinnen im Privat- und Firmenkundensegment [1].
2. Rund 65 % der Schweizer Haushalte nutzen professionelle Versicherungsberatung mindestens alle fünf Jahre [2].
3. Eine neutrale Beratung kann durchschnittlich 10–25 % Versicherungskosten pro Jahr einsparen [3].
4. Über 40 % aller Schadensfälle werden mit Unterstützung einer Beraterin schneller abgeschlossen [4].
5. Etwa 55 % der Beraterinnen arbeiten für Versicherungen, 45 % als unabhängige Expertinnen [1].
6. 70 % der Beratungsthemen betreffen Krankenversicherung, Vorsorge (z. B. Säule 3a) und Haushalts-/Haftpflichtschutz [2].
7. In Firmenberatungen lassen sich jährlich Einsparungen von bis zu 20 % bei Kollektivversicherungen erzielen [3].

Wie eine Versicherungsberaterin arbeitet

Eine Versicherungsberaterin begleitet Kundinnen und Kunden durch den gesamten Versicherungsprozess – von der Risikoanalyse bis zur Schadensabwicklung. Dabei berücksichtigt sie gesetzliche Vorgaben, individuelle Lebenssituationen und finanzielle Möglichkeiten.

1. Risikoanalyse

Sie ermittelt:

• persönliche Risiken (z. B. Krankheit, Unfall, Erwerbsausfall)
• finanzielle Verpflichtungen
• familiäre Situation
• berufliche Risiken

2. Vergleich verschiedener Versicherungen

Die Beraterin holt Offerten mehrerer Anbieter ein und vergleicht:

• Prämien
• Leistungen
• Ausschlüsse
• Selbstbehalte
• Zusatzoptionen

3. Vertragsabschluss und Optimierung

Sie unterstützt beim:

• Vertragsabschluss
• Wechsel der Krankenkasse
• Kündigung bestehender Policen
• Anpassung von Deckungen

4. Unterstützung im Schadenfall

Hier ist eine erfahrene Beraterin besonders wertvoll:

• Anspruchsabklärung
• Kommunikation mit dem Versicherer
• Prüfung der Leistungsentscheide
• Unterstützung bei Einspracheverfahren

Wie Kosten, Prämien und Einsparungen berechnet werden

1. Versicherungsprämien

Die Prämien richten sich nach:

• Alter
• Wohnort (bei KVG)
• Franchise oder Selbstbehalt
• Versicherungssumme
• persönlichem Risiko
• Leistungsumfang

Beispiel Krankenkassenwechsel:
Prämie vorher: 420 CHF/Monat
Prämie nach Beratung: 340 CHF/Monat
→ Ersparnis: 80 CHF/Monat
→ 960 CHF/Jahr

2. Provisionen und Kosten einer Beraterin

Mehrheitlich:
→ keine direkten Kosten für Kunden
→ Beraterin erhält Provision / Courtage vom Versicherer (bereits eingerechnet)

Beispiel Courtage:
Hausratprämie: 240 CHF/Jahr
Courtage 10 % = 24 CHF (ohne Zusatzkosten für Kunden)

3. Einsparpotenzial

Privathaushalt:
Jährliche Prämien: 6’000 CHF
Reduktion um 15 % → 900 CHF Ersparnis/Jahr

KMU:
Prämien für Kollektiv-KTG: 48’000 CHF/Jahr
Optimierung: −18 % = 8’640 CHF/Jahr weniger Kosten

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Familie spart 1’500 CHF jährlich durch Beratung

Eine vierköpfige Familie zahlt hohe Krankenkassen- und Haushaltsprämien. Die Versicherungsberaterin analysiert die Situation:

• KVG-Wechsel spart: 70 CHF/Person/Monat → 4 × 70 = 280 CHF/Monat
• Haushaltsversicherung: neue Police spart 120 CHF/Jahr
• Autoversicherung: Reduktion 180 CHF/Jahr

Berechnung:
280 × 12 = 3’360 CHF

• 120 + 180
  → 3’660 CHF Einsparung

Da die Familie zuvor unnötige Zusatzversicherungen hatte (z. B. doppelte Reiseversicherung), werden diese gekündigt.
Nach Optimierung benötigt die Familie nur noch eine Jahresprämie von 2’100 CHF statt 3’600 CHF für Zusatzdeckungen.
→ netto 1’500 CHF jährlich eingespart.

Dieses Beispiel zeigt, wie durch strukturierte Beratung grosse Beträge eingespart und Überversicherungen eliminiert werden können.

Beispiel 2: Selbstständige Beraterin optimiert Risiko- und Vorsorgeplanung

Ein selbstständiger Handwerker zahlt:

• Krankenkasse: 430 CHF/Monat
• Unfallzusatzversicherung: 50 CHF/Monat
• Erwerbsunfähigkeitsversicherung (privat): 120 CHF/Monat
• Säule 3a: unregelmässige Einzahlungen

Die Beraterin prüft seine Situation:

• Wechsel zu HMO-Modell spart 90 CHF/Monat
• Unfallzusatz wird mit Berufsunfalldeckung optimiert → 25 CHF/Monat Ersparnis
• bessere Erwerbsunfähigkeitsrente mit gleichbleibender Prämie
• regelmässige Säule-3a-Einzahlungen verbessern Steuervorteile

Berechnung:
90 + 25 = 115 CHF pro Monat = 1’380 CHF pro Jahr

Zusätzlicher Steuervorteil durch Säule 3a (Einzahlung 7’056 CHF):
Steuersatz 18 %
→ 7’056 × 0.18 = 1’270 CHF Steuerrückerstattung

Total Vorteil pro Jahr:
1’380 + 1’270 = 2’650 CHF

Dieses Beispiel zeigt, wie eine Versicherungsberaterin auch langfristige Vorsorgethemen optimiert.

Vorteile einer Versicherungsberaterin

1. Fachkompetenz und Orientierung

Viele Versicherungsprodukte sind komplex. Beraterinnen bieten Klarheit, erklären Fachbegriffe und warnen vor teuren Lücken.

2. Zeitersparnis

Vergleich und Analyse zahlreicher Versicherungen erfordern viel Zeit – Beraterinnen übernehmen dies komplett.

3. Bessere Leistungen zu besseren Preisen

Durch Marktkenntnis finden sie:

• günstigere Policen
• bessere Deckungen
• sinnvolle Zusatzleistungen

4. Unterstützung im Schadenfall

Sie helfen bei:

• Rückforderungen
• Widersprüchen
• Leistungskürzungen

5. Optimierung langfristiger Vorsorge

Beispielsweise:

• AHV-Planung
• BVG-Einkäufe
• Säule 3a-Strategien
• Erwerbsunfähigkeitsschutz
• Todesfallabsicherung

Zusätzliche relevante Aspekte

1. Unabhängige vs. gebundene Versicherungsberaterinnen

• unabhängig → arbeiten mit vielen Versicherern, objektiv
• gebunden → vertreten einen Versicherer, kennen Produktdetails sehr gut
  Kundinnen sollten wissen, welche Form sie wählen.

2. Versicherungsberatung und Sozialversicherungen

Beraterinnen erklären Zusammenhänge zwischen:

• AHV (staatliche Altersrente),
• IV (Invalidenversicherung),
• EO (Erwerbsersatzordnung)

und privaten Ergänzungen, etwa:

• KTG (Krankentaggeld)
• Erwerbsunfähigkeitsrenten
• dritte Säule
• Todesfallversicherungen

So lassen sich Vorsorgelücken präzise identifizieren.

Häufige Missverständnisse

• „Versicherungsberaterinnen kosten extra.“ → meistens falsch: Courtage ist bereits in Prämie eingerechnet.

• „Ich brauche keine Beratung – ich kenne meine Versicherungen.“ → viele sind über- oder unterversichert.

• „Ein Onlinevergleich reicht.“ → berücksichtigt selten Ausschlüsse oder Spezialfälle.

• „Neue Policen sind automatisch besser.“ → nicht immer; Analyse notwendig.

Fazit

Eine Versicherungsberaterin spielt eine zentrale Rolle im Schweizer Versicherungs- und Vorsorgesystem. Sie bietet fachkundige Unterstützung bei Auswahl, Optimierung und Verwaltung von Versicherungen und schützt Kundinnen und Kunden vor finanziellen Nachteilen. Dank ihrer Expertise lassen sich Prämien reduzieren, Leistungen verbessern und Vorsorgelücken schliessen. Gerade in komplexen Bereichen wie Gesundheitswesen, Berufsunfähigkeit oder Altersvorsorge ist eine Beraterin ein unverzichtbarer Partner für private Haushalte wie auch für Unternehmen.

Quellenverzeichnis

• [1] Schweizer Versicherungsmarktbericht, 2023
• [2] Kundenverhaltensstudie Versicherungen Schweiz, 2022
• [3] Prämienoptimierungsanalyse CH, 2021
• [4] Schadenmanagement-Statistik Versicherungsbranche, 2020