Verschreibungskosten: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

Zahlen & Fakten

1. Medikamentenkosten verursachen jährlich über CHF 7,5 Mrd. in der Schweiz [1]
2. Der gesetzliche Selbstbehalt beträgt 10 %, bei Originalpräparaten oft 20 % [2]
3. Generika sind im Durchschnitt 30–70 % günstiger als Originale [3]
4. Apotheken verrechnen Abgabezuschläge zwischen CHF 3.25 und 12.30 pro Medikament [4]
5. Rund 65 % aller Verschreibungen erfolgen für chronische Erkrankungen [5]
6. Über 25 % der Medikationskosten könnten durch Generika eingespart werden [6]
7. Durchschnittliche Medikamentenausgaben pro Versicherten: CHF 860 pro Jahr [7]

Wie entstehen Verschreibungskosten und wie werden sie berechnet?

Die Gesamtkosten eines verschriebenen Medikaments setzen sich aus mehreren Elementen zusammen:

1. Medikamentenpreis: Dieser ist in der Spezialitätenliste (SL) des Bundesamts für Gesundheit geregelt. Nur Medikamente auf dieser Liste werden von der Grundversicherung vergütet.
2. Abgabezuschläge: Apotheken verrechnen eine sogenannte Vertriebs- und Abgabeentschädigung. Sie umfasst Fixzuschläge pro Packung (z. B. CHF 3.25) und prozentuale Zuschläge abhängig vom Medikamentenpreis.
3. Franchise: Versicherte zahlen zu Jahresbeginn alle Gesundheitskosten selbst, bis die persönliche Franchise (z. B. CHF 2’500) erreicht ist.
4. Selbstbehalt: Nach Erreichen der Franchise übernehmen Versicherte zusätzlich 10 % der Kosten – bei teureren Originalpräparaten oft 20 %.
   Beispielrechnung:
   Medikament CHF 120
   Abgabezuschlag Apotheke: CHF 8.50
   Total: CHF 128.50
   → Selbstbehalt 10 % = CHF 12.85 (oder CHF 25.70 bei 20 %-Regelung)
   → Zahlung durch Versicherung: CHF 115.65 (oder CHF 102.80 bei 20 %).

Praxisbeispiele aus dem Alltag

Beispiel 1: Originalpräparat vs. Generikum bei chronischer Therapie

Ein Patient benötigt monatlich ein Medikament gegen Bluthochdruck.

Originalpräparat: CHF 89 pro Packung
Generikum: CHF 42 pro Packung
Kostenberechnung für das Original:
Abgabezuschlag CHF 7.20 → Total CHF 96.20
Selbstbehalt 20 %: CHF 19.24
Jahreskosten (Patient): CHF 19.24 × 12 = CHF 230.88
Jahreskosten (Versicherung): 12 × (96.20 – 19.24) = CHF 924
Kostenberechnung für das Generikum:
Abgabezuschlag CHF 7.20 → Total CHF 49.20
Selbstbehalt 10 %: CHF 4.92
Jahreskosten (Patient): CHF 4.92 × 12 = CHF 59.04
Jahreskosten (Versicherung): 12 × (49.20 – 4.92) = CHF 533.76

Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie Generika sowohl Patienten als auch Versicherungen stark entlasten – die Gesamtersparnis beträgt über CHF 560 pro Jahr.

Beispiel 2: Teures Spezialmedikament bei Autoimmunerkrankung

Ein Patient benötigt ein injizierbares Biologikum.

Preis pro Dosis: CHF 1’850
Monatlich 2 Dosen → CHF 3’700 pro Monat
Jahreskosten: CHF 44’400

Da das Medikament in der Spezialitätenliste aufgeführt ist, übernimmt die Krankenkasse nach Franchise den grössten Teil der Kosten:
Selbstbehalt 10 % auf Jahreskosten → CHF 4’440
Versicherung übernimmt: CHF 39’960
Ohne SL-Listung wäre das Medikament nicht kassenpflichtig, und der Patient müsste die Kosten selbst tragen.

Dieses Beispiel verdeutlicht die enorme Bedeutung der Kassenpflicht und Kostengutspracheverfahren.

Welche Rolle spielen Apotheken und Ärzte bei den Verschreibungskosten?

Ärztinnen und Ärzte wählen das Medikament, bestimmen die Dosierung und legen damit indirekt die Kosten fest. Apotheken wiederum sind verpflichtet, günstigere Alternativen wie Generika aktiv anzubieten.

Apothekerinnen und Apotheker erhalten gesetzlich geregelte Abgabezuschläge, die zur Finanzierung von Beratung, Qualitätskontrolle und Sicherheit dienen. Diese Zuschläge werden oft missverstanden – sie sind jedoch Teil der schweizerischen Medikamentensicherheitsstruktur.

Wichtig ist zudem die Pflicht zur wirtschaftlichen Verschreibung: Ärzte müssen laut Gesetz ein Medikament wählen, das wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich ist.

Selbstbehalt, Franchise und ihre Bedeutung für die Kostensteuerung

Die Kostenbeteiligung der Versicherten erfüllt mehrere Funktionen:

• Sie reduziert unnötige Medikamentenbezüge
• Sie schafft Preisbewusstsein
• Sie stabilisiert das Versicherungsmodell

Berechnung der Selbstkosten kann sehr unterschiedlich ausfallen:
Versicherte mit hoher Franchise (z. B. CHF 2’500) zahlen oft mehrere Monate lang alle Verschreibungskosten vollständig selbst. Erst danach greift der Selbstbehalt.

Personen mit tiefer Franchise profitieren schneller von Kassenleistungen, zahlen aber höhere Prämien. Beide Modelle steuern das Gesundheitsverhalten unterschiedlich.

Politische Bedeutung und Herausforderungen im Umgang mit Verschreibungskosten

Medikamentenkosten gehören zu den am stärksten wachsenden Gesundheitsausgaben der Schweiz. Gründe sind:

• teurere Spezialmedikamente
• zunehmende chronische Erkrankungen
• steigende Lebenserwartung
• komplexere Therapieformen

Die Politik reagiert mit Preissenkungen, Referenzpreisen, Generikaförderprogrammen und Tarifrevisionen.

Herausforderung bleibt jedoch: Innovation erhalten und gleichzeitig Kosten begrenzen. Verschreibungskosten stehen damit im Zentrum jeder gesundheitspolitischen Reform.

Digitalisierung und moderne Modelle zur Kostenreduktion

Digitale Tools ermöglichen heute:

• Preisvergleiche zwischen Apotheken
• elektronische Rezepte
• automatische Generikavorschläge
• Therapieüberwachung

Beispiel: Eine App zeigt für ein verschriebenes Medikament fünf günstigere Alternativen. Entscheidet sich der Patient für die günstigste Variante, spart er sofort mehrere Franken Selbstbehalt und Franchiseanteile.

Typische Fehler und wie man sie vermeidet

Viele Versicherte zahlen zu viel, weil sie:

• Generika ablehnen
• Rezepte nicht überprüfen
• mehrere Medikamente gleichzeitig beziehen
• teure Präparate bevorzugen, obwohl Alternativen existieren
• die SL-Kassenpflicht nicht kennen

Ein häufiger Fehler ist die Annahme, dass alle verschriebenen Medikamente automatisch kassenpflichtig sind. Tatsächlich werden viele Präparate von der Kasse nicht bezahlt.

Fazit

Verschreibungskosten sind ein zentraler Bestandteil des Schweizer Gesundheitswesens. Sie entstehen durch den Medikamentenpreis, die Abgabezuschläge und die gesetzliche Kostenbeteiligung der Versicherten. Wer Generika nutzt, Preise vergleicht und die Funktionsweise des Systems versteht, kann jährlich mehrere hundert Franken sparen. Für das Gesundheitssystem ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Verschreibungskosten entscheidend, um Qualität, Sicherheit und finanzielle Stabilität langfristig zu gewährleisten.

Quellenverzeichnis