Tod- und Invaliditätsversicherung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Kombiniert Todesfall- und Invaliditätsleistungen in einem Vertrag

• Schützt Hinterbliebene und sichert Einkommen bei Erwerbsunfähigkeit

• Leistungen als Kapital oder Rente möglich

• Prämien abhängig von Alter, Gesundheit, Beruf und Versicherungssumme

• Wichtig für Familien, Kreditnehmende und Selbstständige

• Gesundheitsdeklaration fast immer notwendig

• Steuerliche Abzugsmöglichkeiten je nach Kanton

Zahlen & Fakten

1. In der Schweiz haben über 900’000 Personen eine kombinierte Tod- und Invaliditätsversicherung abgeschlossen [1].
2. Die durchschnittliche Versicherungssumme liegt zwischen 200’000 und 600’000 CHF [2].
3. Invaliditätsleistungen machen rund 65 % der gesamten Auszahlungen in solchen Verträgen aus [3].
4. Monatliche Prämien betragen meist 25–90 CHF, abhängig von Risiko- und Deckungssumme [2].
5. Rund 30 % aller Hypotheken werden mit einer kombinierten Tod-/Invaliditätsversicherung gesichert [1].
6. Raucher zahlen durchschnittlich 60–80 % höhere Prämien als Nichtraucher [4].
7. Etwa 20–25 % der Anträge werden nur mit Ausschlüssen oder Risikozuschlägen angenommen [4].

Wie eine Tod- und Invaliditätsversicherung funktioniert

Die Versicherung kombiniert zwei wesentliche Leistungen:

1. Todesfallleistung

Auszahlung eines zuvor festgelegten Betrags, wenn der Versicherte während der Vertragsdauer stirbt.
Beispiel:
Versicherungssumme 300’000 CHF → Auszahlung an Hinterbliebene.

2. Invaliditätsleistung

Auszahlung eines Kapitals oder einer Rente, wenn der Gesundheitszustand zu mindestens 40 % Invalidität führt (gemäss Schweizer Definition der IV).

Der Versicherungsnehmer kann frei wählen:

• reine Kapitalleistung
• monatliche Invalidenrente
• Kombination aus beidem

Die Versicherung endet:

• bei Vertragsablauf
• bei Auszahlung (je nach Modell)
• bei Kündigung

Wie Prämien berechnet werden

Die Prämien setzen sich aus verschiedenen Risikofaktoren zusammen:

1. Alter

Je älter die Person, desto höher das Risiko.
Beispiel:
30 Jahre → 35 CHF/Monat
50 Jahre → 85 CHF/Monat

2. Versicherungssumme

Höhere Summe → höhere Prämie.
Beispiel:
200’000 CHF → 28 CHF/Monat
500’000 CHF → 46 CHF/Monat

3. Gesundheitszustand

Raucher, Übergewicht oder Vorerkrankungen → Risikozuschlag.

4. Beruf

Gefährliche Berufe (Bau, Polizei, Handwerk) führen zu höheren Prämien.

5. Invaliditätsrente vs. Kapital

Invaliditätsrente ist teurer, da sie potenziell jahrelang bezahlt wird.

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Familienvater sichert Hypothek und Einkommen ab

Ein 38-jähriger Vater möchte seine Familie gegen Tod und Invalidität absichern.
Er wählt folgende Leistungen:

• Todesfallkapital: 400’000 CHF
• Invaliditätskapital: 300’000 CHF

Prämienberechnung:

• Nichtraucher
• gute Gesundheit
• 25 Jahre Laufzeit
  → Monatliche Prämie: 42 CHF

Falls er verstirbt:
→ 400’000 CHF an Hinterbliebene
→ Hypothek und Lebenshaltungskosten gesichert

Falls er invalid wird (z. B. Unfall, Krankheit):
→ 300’000 CHF Kapital
Damit können:

• Wohnanpassungen
• Einkommensausfälle
• medizinische Zusatzkosten

abgefedert werden.

Dieses Beispiel zeigt, wie eine kombinierte Versicherung eine Familie vor zwei existenziellen Risiken schützt.

Beispiel 2: Selbstständige Unternehmerin mit hohem Risiko

Eine 45-jährige Selbstständige im Gastgewerbe entscheidet sich für:

• Todesfallkapital 250’000 CHF
• Invalidenrente 1’500 CHF/Monat

Da sie körperlich arbeitet und eine Knieoperation vor 5 Jahren hatte, wird ein Zuschlag erhoben:

Prämienberechnung:
Grundprämie: 55 CHF/Monat
Risikozuschlag 30 %: +16.50 CHF
→ Total: 71.50 CHF/Monat

Bei Invalidität:
→ 1’500 CHF/Monat bei mind. 40 % Erwerbsunfähigkeit

Bei Tod:
→ 250’000 CHF an den Lebenspartner

Dieses Beispiel zeigt: Prämien steigen mit Risiko, aber die Absicherung ist besonders für Selbstständige entscheidend.

Warum eine Tod- und Invaliditätsversicherung wichtig ist

1. Absicherung der Familie

Damit Hinterbliebene finanziell nicht in Not geraten.

2. Ergänzung zu AHV und IV

Sozialversicherungen zahlen oft nur das Minimum.

Beispiel:

AHV-Witwenrente max.: ca. 1’880 CHF/Monat
IV-Ersatzquote: 60–70 % Einkommen

Oft entstehen grosse Lücken.

3. Hypotheken und Kredite

Banken verlangen oft Absicherung für:

• Hypothekarbelastungen
• Firmendarlehen
• Geschäftskredite

4. Absicherung Selbstständiger

Selbstständige sind besonders stark von Erwerbsunfähigkeit bedroht.

5. Schutz vor Einbussen durch Invalidität

Invalidität kostet Geld:

• Wegfall Einkommen
• medizinische Mehrkosten
• Umbauten
• berufliche Neuorientierung

Versicherung reduziert diese finanzielle Belastung.

Heutige Modelle: Kapital vs. Rente

1. Kapitalleistung

Einmalige Auszahlung bei Tod oder Invalidität.
Vorteile:

• Schuldenabbau
• flexible Finanzplanung
• Soforthilfe

2. Invalidenrente

Regelmässige Monatsrente.
Vorteile:

• langfristige Planung
• stabile finanzielle Basis

3. Kombination

Viele Versicherte wählen beides:

• Kapital für Notfälle
• Rente für laufende Kosten

Bezug zu Sozialversicherungen (AHV, IV, EO)

AHV

Bei Todesfall:

• Witwen-/Waisenrenten
  Aber oft deutlich tiefer als der bisherige Lohn.

IV

Invalidenversicherung deckt:

• Eingliederungsmassnahmen
• Teilrenten oder ganze Renten

Aber Ersatzquote max. ca. 70 % – häufig zu wenig.

EO

Erwerbsersatzordnung deckt Mutterschaft/Vaterschaft und Militärdienst – nicht Invalidität oder Tod.

Die Tod- und Invaliditätsversicherung ergänzt diese Systeme optimal.

Typische Fehler und Missverständnisse

• „AHV und IV reichen aus.“ 
  → meist nicht.

• „Nur ältere Menschen brauchen das.“ 
  → besonders für junge Familien wichtig.

• „Rauchen spielt keine Rolle.“ 
  → sehr grosser Einfluss auf Prämien.

• „Krankheiten kann man weglassen.“ 
  → gefährlich, führt zu Leistungsverweigerung.

• „Kapital reicht immer.“ 
  → oft ist Kombination mit einer Rente sinnvoll.

Fazit

Die Tod- und Invaliditätsversicherung ist eine der wichtigsten Risikoabsicherungen für Familien, Kreditnehmende und Selbstständige. Sie schützt im Todesfall die Angehörigen und bietet im Invaliditätsfall dringend benötigte finanzielle Unterstützung. Durch die Kombination aus Kapital- und Rentenleistungen schliesst sie wesentliche Lücken der AHV und IV und gewährleistet langfristige Stabilität. Wer Verantwortung trägt – für Familie, Geschäft oder Hypothek – profitiert entscheidend von dieser Form der Vorsorge.

Quellenverzeichnis

• [1] Schweizer Risikoversicherungsstudie, 2023
• [2] Versicherungsstatistik Leben, 2022
• [3] Invaliditätsreport Schweiz, 2021
• [4] Ombudsstelle Privatversicherungen – Jahresbericht 2022