Rettungskosten: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Kosten für Bergung, medizinische Erstversorgung und Transport

• Je nach Versicherung sehr unterschiedliche Kostenübernahme

• UVG übernimmt Rettungskosten umfassend

• KVG deckt maximal 50 % bis 5’000 CHF pro Jahr

• Rettungshelikopter kosten oft mehrere tausend Franken

• Zusatzversicherungen können Deckung stark verbessern

• Wichtig bei Berg-, Sport- und Freizeitunfällen

Zahlen & Fakten

1. In der Schweiz werden jährlich über 70’000 Rettungseinsätze durchgeführt [1].
2. Ein Helikopterflug kostet durchschnittlich 3’000–6’000 CHF, je nach Distanz [2].
3. Bodenrettung durch Ambulanz kostet 500–2’000 CHF pro Einsatz [2].
4. Das KVG übernimmt 50 % bis max. 5’000 CHF pro Jahr für Rettungen [3].
5. Das UVG übernimmt Rettungs- und Bergungskosten vollständig [4].
6. Über 20 % der Rettungskosten müssen Privatpersonen ohne Zusatzversicherung selbst tragen [5].
7. Zusatzversicherungen decken Rettungen bis zu 100 %, häufig bis 20’000–50’000 CHF pro Jahr [3].

Versicherungsrechtliche Grundlagen und Deckungsunterschiede

In der Schweiz werden Rettungskosten je nach Versicherung sehr unterschiedlich behandelt. Die zwei wichtigsten gesetzlichen Versicherungen sind:

UVG (Unfallversicherungsgesetz)

Gilt für alle Erwerbstätigen (mind. 8 Stunden pro Woche beim selben Arbeitgeber).
Vorteile:

• volle Deckung medizinischer Rettungs- und Bergungskosten
• keine Franchise, kein Selbstbehalt
• deckt auch Transportkosten ins nächstgeeignete Spital
• deckt Such- und Bergungsaktionen bis 20’000 CHF pro Ereignis

UVG-Leistungen umfassen auch Taggelder (80 % des Lohns) und IV-Renten, was besonders bei schweren Unfällen relevant ist.

KVG (Krankenversicherungsgesetz)

Für Nichterwerbstätige oder Personen ohne UVG.
KVG-Leistungen:

• Übernahme von 50 % der Rettungskosten
• bis maximal 5’000 CHF pro Jahr
• Bergungskosten bis maximal 5’000 CHF (80 %)

Beispiel:
Rettung per Helikopter: 4’500 CHF
KVG zahlt 50 % = 2’250 CHF
→ Eigenanteil: 2’250 CHF, zusätzlich Franchise + Selbstbehalt

Zusatzversicherung (VVG)

Hier können Versicherte Lücken schliessen. Typische Leistungen:

• Rettungskosten bis 20’000–50’000 CHF
• weltweite Deckung
• oft Übernahme aller Transportkosten

Zusatzversicherungen sind daher besonders bei Outdoor- und Risikosport wichtig.

Welche Leistungen zu Rettungskosten zählen

Rettungskosten umfassen:

• Bergung aus unwegsamem Gelände
• medizinische Erstversorgung vor Ort
• Transport in Spital oder Arztpraxis
• Helikopterrettung (Rega, Air Zermatt, Air Glacier usw.)
• Evakuierungen bei Naturgefahren
• Suchaktionen bei Vermisstmeldungen
• Wasser- und Bergrettung
• Notfalltransporte bei akuten Erkrankungen

Nicht zu verwechseln mit Transportkosten, die reine Beförderung ohne Rettungscharakter umfassen (z. B. normales Ambulanzfahren ohne medizinische Dringlichkeit).

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Wanderunfall mit Helikopterrettung – UVG-versicherte Person

Ein 44-jähriger Angestellter verstaucht sich beim Wandern schwer den Knöchel und kann nicht mehr absteigen. Die Rega wird alarmiert.

Kosten:

• Helikopter: 4’800 CHF
• Erstversorgung: 600 CHF
• Transport ins Spital: 1’000 CHF
  Total: 6’400 CHF

Da er UVG-versichert ist:

• Franchise: 0 CHF
• Selbstbehalt: 0 CHF
• UVG übernimmt 100 % der Kosten

Eigenkosten: 0 CHF

Das Beispiel zeigt, wie umfassend der UVG-Schutz bei Rettungseinsätzen ist. Selbst teure Helikopterflüge verursachen keine privaten Ausgaben.

Beispiel 2: Mountainbike-Unfall – KVG-versichert ohne Zusatzversicherung

Eine 25-jährige Studentin verunfallt im Wald. Sie wird per Ambulanz geborgen und ins Spital gefahren.

Kosten:

• Ambulanzfahrt: 1’850 CHF
• Bergungsarbeit (20 Minuten): 450 CHF
  Total: 2’300 CHF

KVG übernimmt:

• 50 % = 1’150 CHF

Eigenkosten:

• Restbetrag: 1’150 CHF
• plus Franchise (z. B. 1’000 CHF, noch nicht erreicht)
  → gesamte Kosten: 2’300 CHF zahlt sie selbst

Erst wenn die Franchise erreicht wäre, hätte sie 1’150 CHF selbst bezahlt. Dieses Beispiel zeigt, wie teuer Rettungen für Nichterwerbstätige ohne Zusatzversicherung werden können.

Bedeutung von Rettungskosten im Schweizer Gesundheitssystem

Rettungskosten sind ein zentraler Bestandteil der Notfallversorgung und beeinflussen:

Für Betroffene

• finanzielle Belastung bei fehlender Zusatzversicherung
• schnelle Rettung kann lebensrettend sein
• psychische Entlastung durch professionelle Versorgung

Für das System

• Aufrechterhaltung eines hochspezialisierten Rettungsnetzes
• Finanzierung von Helikopterflotten, Ausbildung, Infrastruktur
• Sicherheit im alpinen Raum
• Schutz der Bevölkerung bei Naturgefahren

Schweizweit trägt das Rettungssystem erheblich zur Senkung der Sterblichkeit bei Outdoor-Unfällen bei.

Zusatzversicherung: Wann sie unverzichtbar ist

Eine Ambulanz- oder Spitalzusatzversicherung kann sinnvoll sein für:

• Bergsportler
• Skifahrer und Snowboarder
• Mountainbiker
• Kletterer
• Reisende
• Outdoor- und Risikosportler
• Personen mit hoher Franchise

Typische Zusatzdeckungen:

• Rettungskosten 100 % bis 100’000 CHF
• weltweite Rettungs- und Rückführkosten
• Evakuationen bei Naturkatastrophen
• Suchaktionen ohne medizinischen Notfall

Beispiel Zusatzversicherung:
Jahresprämie: 80 CHF
Deckt: 100 % der Rettungskosten bis 50’000 CHF
Ohne Zusatz: Kosten 4’800 CHF
Mit Zusatz: 0 CHF

Such- und Bergungskosten – ein Sonderfall

Such- und Bergungskosten entstehen, wenn Personen vermisst werden, ohne dass klar ist, ob sie verletzt sind. Diese Kosten können extrem hoch sein:

• Einsatz von Hundestaffeln
• Helikoptersuche
• mehrere Einsatzteams
• stundenlange Suchaktionen

KVG übernimmt maximal 5’000 CHF
UVG übernimmt bis 20’000 CHF pro Ereignis
Zusatzversicherungen decken oft mehr (bis 100’000 CHF oder weltweit unbegrenzt)

Häufige Missverständnisse über Rettungskosten

• „Rega deckt alle Rettungskosten.“ → Nur mit Gönnerschaft, keine Garantie; Versicherung bleibt zuständig.

• „KVG zahlt die ganze Rettung.“ → Falsch: nur 50 % bis max. 5’000 CHF.

• „Ambulanz ist immer kostenlos.“ → Nein: je nach Situation 500–2’000 CHF.

• „Suchaktionen sind automatisch gedeckt.“ → Nur teilweise, oft hohe Selbstkosten.

• „Mit hoher Franchise zahle ich weniger.“ → Rettungskosten fallen nicht unter Selbstbehaltbegrenzung.

Prävention: Wie Rettungskosten vermieden werden können

Rettungskosten lassen sich durch einfache Massnahmen reduzieren:

• Tourenplanung
• Notfall-App „EchoSOS“ oder Rega-App
• passende Ausrüstung
• Verzicht bei schlechtem Wetter
• Gruppentouren statt Alleingang
• Erste-Hilfe-Grundkenntnisse
• Standortfreigabe bei Notfallanruf

Viele Rettungseinsätze entstehen durch mangelhafte Vorbereitung.

Fazit

Rettungskosten gehören zu den wichtigsten Kostenfaktoren bei Notfällen im Schweizer Gesundheitssystem. Die Unterschiede zwischen UVG- und KVG-Deckung sind gross und können zu erheblichen Eigenkosten führen. Wer viel draussen oder in den Bergen unterwegs ist, sollte seine Versicherungssituation genau prüfen und Zusatzdeckungen in Betracht ziehen. Rettungskosten sind nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein organisatorisches Thema – und entscheidend für die Sicherheit aller, die in der Schweiz Sport treiben oder sich im alpinen Gelände bewegen.

Quellenverzeichnis

• [1] Schweizer Rettungsstatistik, 2023
• [2] Kostenanalyse Helikopterrettung, 2022
• [3] Krankenversicherungsstatistik BAG, 2023
• [4] UVG-Leistungsbericht, 2021
• [5] Ombudsstelle Krankenversicherung, 2022