Reiseunfallversicherung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

Zahlen & Fakten

1. Über 1 Million Sportunfälle und Notfälle jährlich bei Schweizer Reisenden [1]
2. Medizinische Auslandkosten können > CHF 30 000 betragen
3. Rückführungen kosten oft CHF 20 000–80 000
4. Prämien typischerweise CHF 20–150 pro Reise, Jahrespolicen CHF 80–250
5. USA und Kanada verursachen die höchsten Gesundheitskosten weltweit
6. Rund 60–80 % der Auslandnotfälle entstehen in Freizeit- oder Sportkontexten
7. Versicherer decken meist 100 % der Notfallkosten bis zu hohen Limiten

Bedeutung der Reiseunfallversicherung im Schweizer Gesundheitssystem

Die Schweizer Grundversicherung übernimmt im Ausland nur Notfallbehandlungen und maximal bis zum doppelten Schweizer Tarif. In Ländern wie den USA, Japan, Australien oder Singapur reichen diese limitierten Beträge bei Weitem nicht aus. Ein banaler Knochenbruch kann mehrere tausend Franken kosten, eine Operation schnell über CHF 20 000.

Das UVG deckt zwar Unfälle von Erwerbstätigen, jedoch nur zu denselben Tarifen und ohne obligatorische Rücktransportleistungen. Zudem deckt das UVG keine Leistungen für Personen, die weniger als acht Stunden pro Woche arbeiten, für Kinder oder für Nichterwerbstätige.

Hier kommt die Reiseunfallversicherung ins Spiel: Sie übernimmt Kosten für Unfälle vollständig oder zu deutlich höheren Limiten, schliesst weltweite Rettungs- und Rückführungsleistungen ein und bietet Kapitalleistungen bei Invalidität oder Tod. Besonders wertvoll ist sie für Reisende in Länder mit hohen medizinischen Kosten oder für Personen, die risikoreichere Aktivitäten wie Tauchen, Bergsteigen oder Skifahren ausüben.

Wie Prämien, Leistungen und Deckungsbeträge berechnet werden

Die Prämien hängen von Reisedauer, Reiseziel, Risikoprofil und gewünschtem Leistungsumfang ab.
Beispiel einer typischen Tarifstruktur:

• Basisprämie Europa, 2 Wochen: CHF 25
• Erweiterung Welt ohne USA: + CHF 20
• Erweiterung USA/Kanada: + CHF 40
• Einschluss Risikosport: + CHF 30

Gesamtprämie: 25 + 20 + 40 + 30 = CHF 115.

Leistungen wären z. B.:

• Behandlungskosten bis CHF 500 000
• Rücktransport 100 % gedeckt
• Invaliditätskapital: CHF 200 000
• Todesfallkapital: CHF 50 000

Invaliditätskapital wird nach Invaliditätsgrad berechnet:
Beispiel: Invaliditätsgrad 20 % → 200 000 × 0.20 = CHF 40 000.
Solche Leistungsmodelle bieten finanzielle Sicherheit, die über die Grundabsicherung weit hinausgeht.

Beispiele aus der Praxis

Beispiel 1: Verkehrsunfall in den USA

Eine vierköpfige Familie reist in die USA. Der Vater wird in einen Autounfall verwickelt und erleidet eine Beinfraktur. Die Behandlungskosten betragen CHF 28 000.
KVG würde max. den doppelten Schweizer Tarif übernehmen, z. B.:

• Schweizer Tarif: CHF 3500
• doppelte Deckung: CHF 7000

Eigenanteil ohne Reiseunfallversicherung:
28 000 − 7000 = CHF 21 000

Die Reiseunfallversicherung übernimmt die Differenz vollständig, da die Deckungssumme bei CHF 500 000 liegt. Zusätzlich wird ein Rücktransport von CHF 18 000 übernommen.
Total gesparte Kosten: CHF 39 000.

Die Jahresprämie betrug nur CHF 160 – ein massiver finanzieller Vorteil.

Beispiel 2: Skiunfall in Österreich während Wochenendreise

Eine 27-jährige Frau stürzt beim Skiurlaub in Österreich und verletzt sich am Rücken.

Behandlungskosten im Spital: CHF 6200
Rücktransport in die Schweiz per Ambulanz: CHF 4800

Ohne Reiseunfallversicherung:
KVG deckt nur die Behandlung nach Schweizer Tarif, z. B. CHF 3000 →
Eigenanteil: 6200 − 3000 = CHF 3200
KVG übernimmt keine Rückführung: CHF 4800
Total ohne Versicherung: CHF 8000

Mit Reiseunfallversicherung:

• Behandlung 100 % gedeckt
• Rücktransport 100 % gedeckt

Eigenanteil: CHF 0

Dies zeigt, wie wichtig eine Police selbst für kurze Auslandsreisen ist.

Abgrenzung zur Reiseversicherung, Unfallversicherung und Auslandskrankendeckung

Eine Reiseunfallversicherung ist nicht identisch mit:

• Reisekrankenversicherung → deckt Krankheiten, aber nicht zwingend Unfälle
• UVG-Unfallversicherung → deckt Unfälle, aber nicht global und ohne Rücktransport
• Reiseannullierungsversicherung → deckt Stornokosten, nicht medizinische Folgen

Die Reiseunfallversicherung ergänzt all diese Produkte und schliesst Leistungslücken im Bereich Unfallkosten, Rettung und Kapitalleistungen.

Relevanz für Familien, Vielreisende und Risikosportler

Familien profitieren besonders, da medizinische Auslandkosten für mehrere Personen hohe Summen erreichen können.

Vielreisende – beruflich oder privat – schützen sich langfristig mit Jahrespolicen, die alle Reisen automatisch abdecken.

Risikosportler benötigen eine Reiseunfallversicherung mit erweitertem Deckungsumfang, da viele Unfallversicherungen riskante Aktivitäten nur eingeschränkt abdecken oder ausschliessen.
Damit ist die Reiseunfallversicherung eines der wichtigsten Schutzinstrumente für alle Personen, die sich im Ausland bewegen.

Fazit

Die Reiseunfallversicherung ist eine zentrale Ergänzung zum obligatorischen Schweizer Versicherungsschutz. Sie deckt jene Kosten ab, die im Ausland schnell existenzbedrohend werden können. Die Beispiele verdeutlichen eindrücklich, wie hoch medizinische Behandlungen und Rücktransporte ausfallen können – und wie essenziell eine solide Deckung ist. Für Familien, Risikosportler und Vielreisende stellt die Reiseunfallversicherung eine kostengünstige und wirkungsvolle Absicherung dar.

Quellenverzeichnis