Privatversicherung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Privatversicherung bietet maximalen Komfort im Spital

• Freie Arztwahl inklusive Chefärzten

• Einzelzimmer und bevorzugte Behandlung

• Teils weltweiter Versicherungsschutz

• Prämien abhängig von Alter, Gesundheit und Leistung

• Gesundheitsprüfung obligatorisch

• Leistungen deutlich umfangreicher als Halbprivat

Zahlen & Fakten

1. Rund 12–15 % der Schweizer Bevölkerung sind privatversichert [1]
2. Prämien liegen durchschnittlich bei CHF 180–600 pro Monat [2]
3. Privatabteilungen verursachen Kosten von CHF 1’000–2’500 pro Tag [3]
4. Ablehnungsquote bei Gesundheitsprüfung: 25–40 % [4]
5. Privatversicherte erhalten im Schnitt 30 % mehr ärztliche Betreuung [5]
6. In über 70 % der Privatfälle** erfolgt Chefärzteinsatz [6]
7. Leistungen im Ausland betragen oft bis zu 100 % Deckung der Kosten [7]

Welche Leistungen umfasst eine Privatversicherung und wie werden sie berechnet?

Die Privatversicherung deckt stationäre Leistungen der obersten Komfort- und Betreuungskategorie. Typische Inhalte sind:

• Aufenthalt im Einzelzimmer
• freie Arztwahl inklusive leitender Ärzte
• erweitere Diagnostik und Therapieoptionen
• Behandlungen in Privatkliniken
• weltweite Deckung in vielen Policen

Die Prämien werden nach Risikomodellen kalkuliert. Je älter eine Person beim Eintritt ist, desto höher sind die Prämien. 

Beispiel:
Eintrittsalter 30 Jahre → CHF 190 pro Monat
Eintrittsalter 55 Jahre → CHF 480 pro Monat
Begründung: Die Wahrscheinlichkeit für kostspielige Behandlungen steigt mit zunehmendem Alter.
Kostenberechnung eines Privatspitalaufenthalts:
Zweitägiger Aufenthalt Einzelzimmer: 2 × CHF 1’400 = CHF 2’800
Chefarztoperation: CHF 12’000
Diagnostik (MRI, Labor): CHF 2’500
Total Kosten: CHF 17’300

Die Privatversicherung vergütet in der Regel sämtliche Kosten abzüglich allfälliger Kostenbeteiligungen, sofern der Versicherte die vertraglichen Bedingungen erfüllt.

Praxisbeispiele aus dem Alltag

Beispiel 1: Privatversicherung bei orthopädischer Operation

Ein 49-jähriger Mann benötigt eine Hüftoperation und besitzt eine Privatversicherung.

Kosten:
Einzelzimmer 5 Tage: 5 × CHF 1’600 = CHF 8’000
Operation Chefarzt: CHF 18’500
Therapie & Diagnostik: CHF 3’700
Total: CHF 30’200

Durch die Privatversicherung werden die Kosten vollständig übernommen. Ohne Privatversicherung würde die OKP lediglich den allgemeinen Tarif bezahlen, der je nach Kanton bei ca. CHF 12’000–15’000 liegt. Eigenkosten ohne Zusatzversicherung: ca. CHF 15’000–18’000.

Das Beispiel zeigt, wie gross die Differenz zwischen Grund- und Privatdeckung sein kann.

Beispiel 2: Privatbehandlung im Ausland

Eine privatversicherte 32-jährige Frau erleidet in Singapur einen Blinddarmdurchbruch. Das Spital stellt folgende Kosten in Rechnung:
Notfall & Diagnose: CHF 3’800
Operation: CHF 14’000
Intensivstation 2 Tage: 2 × CHF 2’500 = CHF 5’000
Total: CHF 22’800

Ihre Privatversicherung deckt weltweit 100 % der stationären Behandlungskosten.

Die OKP hätte maximal den doppelten Schweizer Tarif übernommen, z. B.:
Schweizer Tarif: CHF 4’500
OKP max.: CHF 9’000
Eigenkosten ohne Zusatzversicherung: CHF 13’800

Auch dieses Beispiel zeigt, dass eine Privatversicherung insbesondere im Ausland wesentliche Kostenlücken schliesst.

Privatversicherung vs. Halbprivat vs. Allgemein – was sind die Unterschiede?

Im stationären Bereich gibt es drei Versicherungsstufen:

• Allgemein (OKP): Mehrbettzimmer, kein Arztwahlrecht, Kostenübernahme nach KVG
• Halbprivat: Zweibettzimmer, teilweise freie Arztwahl, höhere Komfortleistungen
• Privat: Einzelzimmer, freie Arztwahl auf höchstem Niveau, Zusatzleistungen

Die Privatversicherung bietet das höchste Leistungsniveau und die umfassendsten medizinischen Optionen.
Beispiel Kostenvergleich einer viertägigen Behandlung:
Allgemein: CHF 10’000
Halbprivat: CHF 16’000
Privat: CHF 22’000
Zusatzversicherungen übernehmen die Differenz zwischen KVG-Tarif und effektiven Kosten, soweit vertraglich vereinbart.

Gesundheitsprüfung und Ausschlüsse – warum sind sie so wichtig?

Bei der Privatversicherung erfolgt stets eine Gesundheitsprüfung. Versicherer dürfen gemäss VVG Anträge ablehnen oder mit Vorbehalten versehen.
Häufige Gründe für Ausschlüsse:

• Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• Rückenprobleme
• psychische Erkrankungen
• Diabetes

Beispiel Berechnung Prämienrisiko:
Erwartete Zusatzkosten bei bekannter Herzerkrankung: CHF 8’000 pro Jahr
Würde der Versicherer solche Risiken ohne Vorbehalt aufnehmen, müssten Prämien für alle Versicherten deutlich steigen.
Vorbehalte begrenzen dieses Risiko und erlauben günstigere Prämien.

Welche Rolle spielt die Privatversicherung im Schweizer Gesundheitssystem?

Die Privatversicherung entlastet das Allgemeinsystem, weil privatversicherte Patientinnen und Patienten:

• in Privatkliniken behandelt werden
• höhere Eigenkosten durch Versicherungsbeiträge abdecken
• Spezialbehandlungen privat finanzieren

Damit wirkt die Privatversicherung wie ein zweites, marktbasiertes Gesundheitssegment.
Sie ermöglicht Innovationen, fördert medizinischen Wettbewerb und erhöht die Wahlfreiheit. Gleichzeitig bleibt das Grundsystem dank KVG solidarisch und für alle zugänglich.

Digitalisierung und moderne Zusatzleistungen in der Privatversicherung

Moderne Privatversicherungen bieten zunehmend digitale Vorteile:

• Online-Kostengutsprachen
• weltweite Telemedizin
• digitale Patientenportale
• medizinische Concierge-Services

Beispiel:
Eine privatversicherte Person kann über eine Telemedizin-App direkt Chefärzte konsultieren, bevor ein Spitaleintritt organisiert wird.
Digitale Tools verbessern die Koordination, senken Fehlbehandlungen und ermöglichen gezielte Nachbetreuung.

Typische Fehler bei der Wahl einer Privatversicherung

Häufige Fehler sind:

• Abschluss in hohem Alter → extrem hohe Prämien
• Nichtbeachten der Gesundheitsprüfung
• Annahme, dass alle Privatkliniken automatisch gedeckt sind
• Unkenntnis über Vorbehalte
• Vergleichen nur nach Preis statt nach Leistungsumfang

Beispiel:
Wenn eine Privatversicherung nur im Wohnkanton gilt, kann eine Behandlung ausserhalb des Kantons erhebliche Kosten verursachen.

Fazit

Die Privatversicherung stellt die hochwertigste Form des stationären Versicherungsschutzes in der Schweiz dar. Sie bietet maximalen Komfort, erweiterte medizinische Möglichkeiten und grosse Wahlfreiheit. Gleichzeitig ist sie stark reguliert und kostenintensiv. Wer sie sinnvoll nutzen möchte, sollte frühzeitig abschliessen, Leistungen sorgfältig vergleichen und die Gesundheitsprüfung ernst nehmen. Richtig eingesetzt bereichert sie das Gesundheitssystem und bietet im Ernstfall eine optimale Versorgung.

Quellenverzeichnis

• [1] BFS – Zusatzversicherungsstatistik
• [2] Versicherungsverband SVV – Prämienanalysen
• [3] Spitalfinanzierung Schweiz – Privatabteilungskosten
• [4] FINMA – Risikoprüfungsrichtlinien
• [5] Ärztestatistik Schweiz – Betreuungsintensität
• [6] Klinikreport Privatmedizin
• [7] Zusatzversicherungsmarkt Schweiz – Auslanddeckungsstudie