Personenversicherungen: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Personenversicherungen schützen Einkommen, Gesundheit und Existenz

• Decken Risiken wie Krankheit, Unfall, Invalidität, Alter und Tod

• Kombination aus obligatorischen und freiwilligen Versicherungen

• Zentrale Pfeiler: AHV, IV, UVG, Krankenkasse

• Wichtige Ergänzungen: Lebens- und Erwerbsausfallversicherungen

• Individuelle Anpassung an Lebenssituation notwendig

• Unverzichtbar für finanzielle Stabilität von Haushalten

Zahlen & Fakten

1. Über 95 % der Schweizer Bevölkerung sind durch mehrere Personenversicherungen geschützt [1]
2. Personenversicherungen machen rund 60 % des gesamten Versicherungsmarktes aus [2]
3. Krankenversicherungskosten belaufen sich auf über CHF 36 Mrd. jährlich [3]
4. Über 40 % aller Invaliditätsfälle entstehen durch psychische Erkrankungen [4]
5. Rund 25 % der Erwerbstätigen haben eine private Erwerbsunfähigkeitsversicherung [5]
6. Durchschnittliche Lebensversicherungssumme beträgt CHF 80’000–200’000 [6]
7. Schweizer Haushalte geben jährlich durchschnittlich CHF 6’000–9’000 für Personenversicherungen aus [7]

Wie funktionieren Personenversicherungen und wie werden Beiträge berechnet?

Personenversicherungen arbeiten mit Risiko-, Alters- und Solidaritätsmodellen. Die Beitragshöhe hängt ab von:

• Alter
• Gesundheitszustand
• Beruf und Risikoprofil
• gewünschtem Leistungsumfang
• Versicherungstyp (obligatorisch oder privat)

Beispiel Prämienberechnung Krankenversicherung:
Grundprämie KVG: CHF 350/Monat
Wahlfranchise 2’500 → Reduktion CHF 120/Monat
Neue Prämie: CHF 230/Monat
Jährliche Ersparnis: 120 × 12 = CHF 1’440

Beispiel Erwerbsunfähigkeitsversicherung:
Versicherte Rente: CHF 24’000/Jahr
Prämie abhängig vom Risiko: typischerweise 2–4 % der Versicherungssumme
Prämie: 24’000 × 0.03 = CHF 720/Jahr

Personenversicherungen orientieren sich an Eintrittswahrscheinlichkeiten bestimmter Risiken – je höher das Risiko, desto höher die Prämie.

Praxisbeispiele aus dem Alltag

Beispiel 1: Krankheit ohne Erwerbsausfallversicherung

Ein 40-jähriger Angestellter erkrankt schwer und fällt acht Monate aus.
Lohn: CHF 6’000/Monat
Arbeitgeber zahlt gemäss OR für 2 Monate weiter → 2 × 6’000 = CHF 12’000
Danach keine Leistungen ausser Krankenkasse (keine Einkommensleistungen).
Gesamter Einkommensverlust: 6’000 × 6 = CHF 36’000
Hätte er eine Erwerbsausfallversicherung mit 80 % Lohnersatz abgeschlossen:
6’000 × 0.8 = 4’800/Monat → 4’800 × 6 = CHF 28’800 Ersatzeinkommen
Eigenverlust reduziert sich drastisch von CHF 36’000 auf CHF 7’200.
Dieses Beispiel zeigt, dass Personenversicherungen existenzielle Risiken abfedern.

Beispiel 2: Unfall mit Invaliditätsfolge

Eine 32-jährige Frau erleidet einen schweren Skiunfall.
Jahreseinkommen: CHF 78’000
UVG (Unfallversicherung) deckt maximal Lohn bis CHF 148’200 und zahlt 80 % bei Erwerbsausfall.
Bei dauerhafter 40%iger Invalidität:
Invalidenrente UVG: 78’000 × 0.4 × 0.8 = CHF 24’960/Jahr
IV (Invalidenversicherung) deckt zusätzlich, aber nur anteilig: z. B. CHF 16’000
Gesamtrente: 24’960 + 16’000 = CHF 40’960
Einkommensverlust: 78’000 – 40’960 = CHF 37’040
Mit privater Invaliditätsversicherung (z. B. 30’000/Jahr) wäre der Verlust vollständig gedeckt.
Das Beispiel verdeutlicht die Lücke zwischen sozialversicherter und realer Absicherung.

Welche Arten von Personenversicherungen gibt es in der Schweiz?

Die wichtigsten Kategorien sind:

1. Gesetzliche Sozialversicherungen:

• AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung): finanzielle Absicherung im Alter und für Hinterbliebene
• IV (Invalidenversicherung): Rente + Eingliederungsmassnahmen
• EO (Erwerbsersatzordnung): Leistungen bei Mutterschaft, Militär, Dienst
• UVG (Unfallversicherung): Lohnersatz, Heilkosten, Invalidität
• KVG (Grundversicherung): medizinische Behandlung

2. Private Versicherungen:

• Krankenzusatzversicherung
• Taggeldversicherung
• Erwerbsunfähigkeits- und Invaliditätsversicherung
• Lebensversicherung (Risiko- und Sparprodukte)
• Todesfallversicherung
• Reise- und Auslandversicherungen

Jede dieser Versicherungen deckt unterschiedliche Lebensrisiken ab – wichtig ist die korrekte Kombination.

Bedeutung von Personenversicherungen für Familien und Haushalte

Personenversicherungen schützen insbesondere:

• Familien mit Kindern
• Alleinverdiener
• Selbstständige
• ältere Menschen
• Personen mit Gesundheitsrisiken

Beispiel Haushaltswirkung:
Familieneinkommen: CHF 120’000
Bei Krankheit des Hauptverdieners → Wegfall 70’000
AHV/IV decken nur 20’000–40’000
Private Deckung notwendig, um Lebenshaltungskosten (ca. CHF 6’000/Monat) zu tragen.

Personenversicherungen sichern somit Lebensstandard, Wohnsituation und Altersvorsorge langfristig ab.

Warum sind Personenversicherungen volkswirtschaftlich relevant?

Sie stabilisieren das Sozialwesen:

• verhindern Armut und Überschuldung
• entlasten Sozialämter
• reduzieren IV-Neuanmeldungen
• ermöglichen Wiedereingliederung
• erhöhen Produktivität, da Menschen frühzeitig abgesichert sind
• stabilisieren Prämien durch Risikoverteilung

Gesamtgesellschaftlicher Nutzen:
Ein gut versicherter Haushalt verursacht weniger Folgekosten an Staat, Spitäler und Sozialwerke.

Typische Fehler und Missverständnisse bei Personenversicherungen

• zu hohe oder zu tiefe Franchise
• Annahme, dass AHV/IV alles abdeckt
• doppelte Deckung (z. B. Unfall privat & UVG)
• falsche Prioritäten bei Zusatzversicherungen
• Abschluss zu spät → hohe Prämien oder Ablehnung
• fehlende Invaliditätsabsicherung

Beispiel:
Viele setzen auf Lebensversicherungen, haben aber keine Taggeldversicherung – obwohl Krankheit häufiger zu finanziellen Problemen führt als Todesfall.

Digitalisierung und moderne Beratungsmodelle

Heute bieten Versicherer und Berater:

• digitale Policenverwaltung
• Risikoanalysen per App
• Online-Vergleichsplattformen
• automatische Lückenanalysen
• schnellere Schadenabwicklung
• elektronische Leistungsübersichten

Beispiel: Eine App zeigt Überversicherung (z. B. doppelte Unfalldeckung) und spart einer Familie jährlich CHF 320.

Zusätzlicher Abschnitt: Wie berechnet man seinen individuellen Versicherungsbedarf?

Eine einfache, aber wirksame Methode:

1. Existenzminimum berechnen (Miete, Krankenkasse, Lebensmittel, Transport)
   Beispiel: CHF 3’800/Monat → CHF 45’600/Jahr
2. Einkommen im Schadenfall berechnen (AHV, IV, UVG)
   Beispiel: CHF 28’000
3. Deckungslücke bestimmen
   45’600 – 28’000 = CHF 17’600
4. Passende Policen kombinieren
   • Taggeldversicherung
   • Erwerbsunfähigkeitsversicherung
   • Lebensversicherung bei Familien
   Diese Methode verhindert sowohl Über- als auch Unterversicherung.

Fazit

Personenversicherungen sind ein grundlegender Pfeiler der wirtschaftlichen und sozialen Sicherheit in der Schweiz. Sie schützen vor existenziellen Risiken und sichern Einkommen, Gesundheit und Lebensqualität. Mit der richtigen Kombination aus Sozial- und Privatversicherungen lassen sich Versorgungslücken schliessen, finanzielle Schäden vermeiden und Zukunftssicherheit schaffen. Wer seine Versicherungsbedürfnisse regelmässig überprüft und bewusst entscheidet, stärkt seine persönliche und familiäre Stabilität nachhaltig.

Quellenverzeichnis

• [1] BFS – Sozialversicherungsstatistik
• [2] Versicherungsverband SVV – Marktbericht
• [3] BAG – Kostenanalyse Krankenversicherung
• [4] IV-Statistik Schweiz
• [5] Erwerbsunfähigkeitsstudie Schweiz
• [6] Lebensversicherungsreport CH
• [7] Haushaltsbudgeterhebung Schweiz