Pensionsplanung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Analyse von AHV, BVG und privater Vorsorge

• Berechnung des künftigen Renteneinkommens

• Ermittlung individueller Vorsorgelücken

• Optimierung durch Säule 3a/3b und Einkäufe in die PK

• Planung von Steuern und Kapitalbezügen

• Wichtige Entscheidungen: Rente oder Kapital

• Grundlage für finanzielle Sicherheit im Alter

Zahlen & Fakten

1. Rund 40 % der Schweizer haben eine Vorsorgelücke im Rentenalter [2]
2. AHV-Maximalrente: CHF 2390 pro Monat für Einzelpersonen [2]
3. Pensionskassenrenten sinken seit Jahren – Umwandlungssätze oft unter 6 %
4. 3a-Maximalbetrag: CHF 7056 für Angestellte (2023) [3]
5. Lebenserwartung in der Schweiz über 85 Jahre, steigende Tendenz [4]
6. Frühpensionierung erhöht Vorsorgelücke deutlich (−6–8 % PK-Leistung pro Vorbezugsjahr)
7. Professionelle Pensionsplanung senkt Steuern oft um CHF 2000–10 000 im Jahr der Pensionierung

Bedeutung der Pensionsplanung im Schweizer Vorsorgesystem

Die Schweiz basiert auf dem Drei-Säulen-Modell: AHV/IV (1. Säule) sichert das Existenzminimum, die Pensionskasse (2. Säule) ergänzt es, und die Säulen 3a und 3b (3. Säule) dienen der individuellen Ergänzung.
Da AHV und PK häufig nicht ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten, muss die Lücke durch gezielte Vorsorge geschlossen werden. Eine professionelle Pensionsplanung prüft:

• Wie hoch sind AHV- und PK-Renten?
• Welche Kapitalbezüge sind sinnvoll?
• Welche Steuern entstehen bei Renten oder Kapitalauszahlung?
• Wie können Säule 3a und freiwillige Einkäufe die Lücke reduzieren?
• Wie lange muss das Vermögen aufgrund der steigenden Lebenserwartung reichen?

Ohne Planung drohen Einkommenseinbussen, Steuerfallen oder Fehlentscheidungen bezüglich Rente oder Kapital.

Wie Vorsorgelücken berechnet werden – Beispielrechnungen

Eine Grundrechnung lautet:

Benötigtes Einkommen – erwartete Renten = Vorsorgelücke

Beispiel:
Benötigt im Alter: CHF 6000/Monat
AHV-Rente: CHF 2390
PK-Rente: CHF 2600
Total Rente: CHF 4990
Vorsorgelücke: 6000 − 4990 = CHF 1010/Monat

Um diese Lücke zu decken, benötigt man Kapital. Faustregel:
Kapitalbedarf = Lücke × 12 × 20 Jahre
1010 × 12 × 20 = CHF 242 400

Je nach Risikoprofil kann dieses Kapital über BVG-Einkäufe, Säule 3a, Säule 3b, Wertschriften und Vermögensaufbau erreicht werden.

Beispiele aus der Praxis

Beispiel 1: Angestelltenpaar optimiert Vorbezug und Kapitalstrategie

Ein Paar plant die Pensionierung mit 65.
Bedarf im Alter: CHF 7500/Monat
Erwartete AHV-Renten: 2 × 2390 = CHF 4780
Erwartete PK-Rente: CHF 2100
Total Rente: CHF 6880
Vorsorgelücke: 7500 − 6880 = CHF 620/Monat
Kapitalbedarf: 620 × 12 × 20 = CHF 148 800
Das Paar besitzt CHF 110 000 in der Säule 3a.

Durch:

• gestaffelte Auszahlungen (Steuerersparnis rund CHF 8000)
• freiwilligen PK-Einkauf über CHF 30 000 (jährliche Steuerreduktion ~ CHF 6800)
• kann die Lücke vollständig gedeckt werden.

Der Pensionsplan zeigt auch, dass der Kapitalbezug eines Teils der PK sinnvoller ist, weil er aufgrund der steigenden Lebenserwartung flexibler genutzt werden kann.

Beispiel 2: Selbstständiger schliesst grosse Lücken mit 3a und Vermögensaufbau

Ein 55-jähriger Selbstständiger ohne Pensionskasse hat folgendes Szenario:
Benötigt nach Pensionierung: CHF 5000/Monat
AHV-Rente: voraussichtlich CHF 2000
Lücke: 3000/Monat
Kapitalbedarf: 3000 × 12 × 20 = CHF 720 000
Er spart jährlich CHF 20 000 in Säule 3a (Maximum für Selbstständige ohne PK: CHF 35 280).
Bei 4 % Rendite über 10 Jahre entsteht:
20 000 × ((1.04^10 − 1) / 0.04) ≈ CHF 240 000
Zusätzlich investiert er CHF 2000/Monat in ETF-Portfolios → rund CHF 300 000 nach 10 Jahren.
Gesamtkapital: etwa CHF 540 000
Durch Ergänzung mit einer gemischten Lebensversicherung 3b und Reduktion des Bedarfs auf CHF 4500/Monat kann die Vorsorgelücke geschlossen werden.

Abgrenzung: Pensionsplanung, Vermögensplanung und Steuerberatung

• Pensionsplanung: Fokus auf Renten, Vorsorgelücken, Kapitalbedarf.
• Vermögensplanung: Optimierung von Anlagen, Risiko- und Portfoliostrategien.
• Steuerberatung: Minimierung der Steuerlast bei Renten, Kapitalbezug und Vermögen.

Eine vollständige Pensionsplanung umfasst immer alle drei Bereiche.

Relevanz der Pensionsplanung für unterschiedliche Zielgruppen

Angestellte: benötigen klare Strategien für PK-Einkäufe, Rente/Kapital-Entscheid und Optimierung der Säule 3a.
Selbstständige: sind besonders gefährdet, da ohne Pensionskasse grosse Vorsorgelücken entstehen.
Personen ab 50: sollten zwingend eine Pensionsanalyse durchführen, da der Einfluss auf Rentenhöhe in den letzten 10–15 Jahren am grössten ist.
Frauen: haben statistisch tiefere Renten aufgrund von Teilzeit, Kinderpausen und Lohnunterschieden.
Immobilienbesitzer: müssen Hypotheken, Eigenmietwert und Kapitalbindung berücksichtigen.

Häufige Fehler in der Pensionsplanung

• keine frühzeitige Analyse
• zu starkes Vertrauen auf AHV- und PK-Renten
• falsche Steuerplanung beim Kapitalbezug
• zu hohe Risikobereitschaft kurz vor Pension
• fehlende Liquiditätsplanung

Diese Fehler lassen sich durch eine professionelle Pensionsplanung vermeiden.

Kapitalbezug oder Rente – Berechnungsbeispiel

Rente:
PK-Kapital: CHF 600 000
Umwandlungssatz: 5 %
Jährliche Rente: 600 000 × 0.05 = CHF 30 000/Jahr (CHF 2500/Monat)

Kapital:
600 000 angelegt mit 3 % Rendite
Jährliche Entnahme: CHF 30 000 möglich, ohne Substanzverlust
Vorteile: Flexibilität, Erben profitieren
Nachteile: Eigenverantwortung, Marktrisiko

Eine hybride Lösung (Teilkapital, Teilrente) ist oft ideal.

Fazit

Die Pensionsplanung ist ein zentraler Baustein finanzieller Sicherheit im Alter. Sie ermöglicht eine klare Einschätzung zukünftiger Renteneinkommen, zeigt Vorsorgelücken auf und liefert konkrete Handlungsempfehlungen zur Schliessung dieser Lücken. Die Beispiele verdeutlichen, dass durch frühzeitige Planung und gezielte Vorsorgestrategien Einsparungen, Steueroptimierungen und Vermögensaufbau im sechsstelligen Bereich realistisch sind. Wer seine Pensionierung aktiv gestalten will, sollte spätestens ab 50 eine umfassende Pensionsplanung durchführen.

Quellenverzeichnis

• [1] Schweizerischer Versicherungsverband SVV, 2022
• [2] Bundesamt für Statistik BFS, Vorsorgestatistik 2023
• [3] Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV, Säule 3a Abzüge 2023
• [4] Bundesamt für Statistik BFS, Lebenserwartung Schweiz 2023