Kündigungstermine: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• fixe Termine für Kündigung der Krankenversicherung

• unterschiedliche Regeln für Grund- und Zusatzversicherung

• KVG-Kündigung meist per 30. November möglich

• Modelle oder Franchisewechsel oft nur zum Jahresende

• VVG-Verträge haben individuelle Fristen

• verspätete Kündigung = Automativerlängerung

• wichtig für Prämieneinsparungen und Versicherungswechsel

Zahlen & Fakten

1. Rund 1,2 Millionen Menschen wechseln jährlich die Krankenkasse oder das Modell [1].
2. Über 80 % aller Kündigungen erfolgen im Zeitraum Oktober–November [2].
3. Jede versäumte Kündigungsfrist verlängert Verträge automatisch um 1 Jahr (Grundversicherung) oder länger (Zusatzversicherung) [3].
4. Nur etwa 12 % der Versicherten kennen ihre genauen Kündigungstermine [2].
5. Falsche oder verspätete Kündigungen verursachen jährlich über 100’000 Streitfälle mit Versicherern [4].
6. KVG-Kündigungen müssen spätestens 30. November, Poststempel gültig, erfolgen [1].
7. Zusatzversicherungen haben Kündigungsfristen zwischen 1 und 3 Monaten, teils mehrjährige Vertragsbindungen [5].

Kündigungstermine in der obligatorischen Krankenversicherung (KVG)

Die Regeln im KVG sind klar und schweizweit einheitlich geregelt.

1. Kündigung per 30. November

Versicherte können ihre Grundversicherung jedes Jahr mit Wirkung auf den 31. Dezember kündigen.

Frist:
Kündigung muss bis 30. November bei der Krankenkasse eintreffen.
Poststempel zählt.

2. Kündigung bei Franchisewechsel

Wer seine Franchise (z. B. von 2’500 auf 300 CHF) wechseln will, muss ebenfalls bis 30. November kündigen.

3. Ausnahme: Wechsel per 1. Juli

Nur möglich für Personen mit Mindestfranchise (300 CHF Erwachsene, 0 CHF Kinder).
Frist: 31. März

Warum Fristen wichtig sind

Verspätete Kündigungen führen zu:

• Weiterführung des alten Vertrags
• höheren Prämien
• Bindung an ungünstige Modelle

Die Kasse ist verpflichtet, die Kündigung anzunehmen, wenn Fristen und Bedingungen erfüllt sind.

Kündigungstermine in der Zusatzversicherung (VVG)

Zusatzversicherungen unterliegen dem Versicherungsvertragsgesetz (VVG), nicht dem KVG.
Daher gelten andere, oft strengere Regeln.

1. Individuelle Kündigungstermine

Jede Zusatzversicherung hat eigene Fristen:

• 1 Monat
• 3 Monate
• 6 Monate

2. Vertragsdauer

Viele Zusatzversicherungen haben:

• Mindestlaufzeit 1–3 Jahre
• automatische Verlängerung

3. Kündigung infolge Prämienerhöhung

Bei Prämienerhöhung besteht Sonderkündigungsrecht, meist innerhalb von 30 Tagen.

Wichtig

Ein Wechsel der Grundversicherung ist unabhängig von der Zusatzversicherung möglich.

Wie Kündigungen berechnet und verarbeitet werden

Kündigungen müssen folgendes erfüllen:

• fristgerechter Eingang
• schriftliche Form (Brief, eingeschrieben empfohlen)
• vollständige Angaben
• neue Versicherungsbestätigung (bei KVG nötig)

Kostenberechnung bei verspäteter Kündigung

Beispiel:
Prämie alte Kasse: 420 CHF
Neue Kasse: 360 CHF
Frist verpasst → 420 CHF für 12 weitere Monate

Jahresmehrkosten:
420 – 360 = 60 CHF / Monat
60 × 12 = 720 CHF

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Kündigung per 30. November knapp verpasst

Eine 34-jährige Frau möchte vom Standardmodell auf ein günstigeres Telmed-Modell wechseln und kündigt am 1. Dezember per A-Post.

Ihre Kündigung trifft am 2. Dezember ein → zu spät.
Die Krankenkasse lehnt die Kündigung rechtlich korrekt ab.

Finanzielle Folgen:

• Alte Prämie: 405 CHF
• Neue Prämie: 345 CHF
  Differenz: 60 CHF pro Monat

Jahresmehrkosten:
60 × 12 = 720 CHF

Dieses Beispiel zeigt, wie eine minimal verspätete Kündigung zu hohen Kosten führt. Die einfachste Lösung wäre ein Einschreiben vor dem 30. November gewesen, um den Poststempel zu sichern.

Beispiel 2: Zusatzversicherung – versteckte Frist von 3 Monaten

Ein 56-jähriger Mann hat eine Spitalzusatzversicherung.
Der Vertrag sieht eine Kündigungsfrist von 3 Monaten per 31. Dezember vor, jedoch ist diese im Kleingedruckten vermerkt.

Frist: 30. September
Kündigung erfolgt erst am 15. Oktober → zu spät.

Prämie weiter fällig: 98 CHF/Monat
Jahreskosten: 98 × 12 = 1’176 CHF

Er hätte bei einem Wechsel 35 CHF/Monat sparen können →
35 × 12 = 420 CHF.
→ Gesamter Schaden: 1’176 – 420 = 756 CHF

Dieses Beispiel zeigt, wie Zusatzversicherungen deutlich strengere Regelungen haben.

Besondere Bedeutung von Kündigungsterminen

1. Kostenkontrolle

Prämien steigen jährlich – ohne rechtzeitige Kündigung bleiben Versicherte gebunden.

2. Optimierung der Versicherungsleistungen

Kündigungstermine ermöglichen den Wechsel zu:

• günstigeren Prämien
• besseren Modellen
• besseren Zusatzversicherungsangeboten

3. Wettbewerb im Gesundheitswesen

Versicherungswechsel wirken preisstabilisierend, da Kassen leistungsfähiger werden müssen.

4. Vermeidung von Doppelversicherungen

Fristen verhindern parallele Policen.

Zusätzlicher Abschnitt 1: So kündigen Sie richtig – Schritt für Schritt

1. Prämienübersicht abwarten (meist September–Oktober)
2. Vergleichstool nutzen (z. B. Comparis, http://priminfo.admin.ch )
3. Kündigungsfristen prüfen
4. Kündigung per Einschreiben senden
5. Bestätigung der Krankenkasse abwarten
6. neue Versicherungspolice vorlegen (bei KVG zwingend)

Textbaustein für Kündigung

„Hiermit kündige ich meine Grundversicherung per 31. Dezember fristgerecht. Bitte senden Sie mir eine schriftliche Bestätigung.“

Zusätzlicher Abschnitt 2: Rolle von AHV, IV, EO bei Kündigungen

AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung)

Kein direkter Einfluss, jedoch:

• Rentner*innen können Versicherungen jährlich wechseln
• Prämienverbilligungen (kantonal) reduzieren finanzielle Belastung

IV (Invalidenversicherung)

IV-Beziehende können ebenfalls Kassen frei wählen; wichtig, weil:

• medizinische Programme
• Therapieangebote
• Koordinationsaufwand

EO (Erwerbsersatzordnung)

EO beeinflusst nur Mutterschaftsentschädigung → Versicherung muss konsistent bleiben.

Häufige Missverständnisse

• „Ich kann jederzeit kündigen.“ → Nein, strenge Fristen.

• „Verpasste Frist = Ausnahme möglich.“ → Fast nie.

• „Zusatzversicherung kann wie Grundversicherung gewechselt werden.“ → Sehr unterschiedliche Regeln.

• „Notfallkündigungen sind möglich.“ → Nur bei Prämienerhöhung.

• „Neue Versicherung muss Kündigung übernehmen.“ → Nur Bestätigung, nicht die Kündigung selbst.

Fazit

Kündigungstermine sind ein zentraler Mechanismus des Schweizer Krankenversicherungssystems. Sie bestimmen, wann Versicherte ihre Kasse oder ihr Modell wechseln können – und haben grosse finanzielle Auswirkungen. Wer Fristen kennt und einhält, kann jährlich Hunderte bis Tausende Franken sparen. Klarheit, schriftliche Nachweise und frühzeitiges Handeln sind entscheidend, um unnötige Kosten und verpasste Wechselmöglichkeiten zu vermeiden.

Quellenverzeichnis

• [1] Krankenversicherungsstatistik Schweiz, 2023
• [2] Prämienwechselanalyse Schweiz, 2022
• [3] Rechtliche Grundlagen KVG/VVG, Bundesrat, 2021
• [4] Ombudsstelle Krankenversicherung – Streitfallstatistik, 2022
• [5] Vertragsanalyse Zusatzversicherungen, 2021