KTG Meldung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Meldung an Krankentaggeldversicherung bei Arbeitsausfall
• benötigt gültiges Arztzeugnis zur Bestätigung
• Grundlage für Taggeldprüfung und Leistungsauszahlung
• fristgerecht durch Arbeitgeber oder Versicherte einzureichen
• wichtig zur Sicherung des Einkommens bei Krankheit
• betrifft KTG-Verträge gemäss Versicherungsvertragsgesetz (VVG)
• unvollständige Meldungen verzögern Auszahlungen

Zahlen & Fakten

1. In der Schweiz existieren über 2,5 Millionen KTG-Versicherte, vor allem in Kollektivverträgen über Arbeitgeber [1].
2. Rund 80 % aller Absenzen von mehr als 30 Tagen werden über eine KTG-Meldung abgewickelt [2].
3. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit einer vollständigen KTG-Meldung beträgt 5–12 Arbeitstage [3].
4. 60 % der Verzögerungen entstehen durch fehlende Arztzeugnisse oder unklare Arbeitsunfähigkeitsgrade [3].
5. Die durchschnittliche KTG-Taggeldhöhe liegt bei 80 % des Lohnausfalls, abhängig vom Vertrag [4].
6. Etwa 70 % der Schweizer Arbeitgeber verfügen über eine KTG-Kollektivversicherung [2].
7. Pro Jahr werden über 1 Million KTG-Meldungen eingereicht – davon mehrere Tausend fehlerhaft oder verspätet [3].

Wie eine KTG-Meldung funktioniert

Die KTG-Meldung löst den Leistungsprozess aus. Ohne Meldung zahlt die Versicherung kein Taggeld aus. Die Meldung kann durch den Arbeitgeber (bei Kollektivverträgen) oder die versicherte Person selbst (bei Einzelpolicen) erfolgen.

Welche Dokumente benötigt werden

• gültiges Arztzeugnis
• genaue Angaben zur Arbeitsunfähigkeit (Prozentangabe)
• Beginn der Arbeitsunfähigkeit
• erwartete Dauer (falls bekannt)
• Angaben zur beruflichen Tätigkeit
• Lohnangaben (für Berechnung des Taggeldes)

Typischer Ablauf

1. Arzt stellt Arbeitsunfähigkeit fest.
2. Arbeitgeber erhält Arztzeugnis.
3. Arbeitgeber/Versicherte melden den Fall der Versicherung.
4. Versicherung prüft Anspruch und fordert ggf. weitere Unterlagen an.
5. Taggeld wird ab vertraglicher Wartefrist ausbezahlt.

Berechnung von Taggeld und Fristen

1. Taggeldberechnung anhand des Lohnes 

Beispiel Monatslohn: 6’000 CHF 
KTG deckt 80 %: 
6’000 × 0.80 = 4’800 CHF pro Monat 

Taggeld täglicher Satz: 
4’800 ÷ 30 = 160 CHF pro Tag 

2. Wartefrist (Karenztage) 

Viele Verträge enthalten eine Wartefrist (z. B. 14 Tage). 

Beispiel: 
Arbeitsunfähigkeit 60 Tage 
Wartefrist: 14 Tage 
→ Taggeldzahlung ab Tag 15 bis Tag 60 
→ 46 Tage × 160 CHF = 7’360 CHF 

3. Prozentuale Arbeitsunfähigkeit 

Beispiel: 
Arbeitsunfähigkeit 50 % 
Taggeldsatz: 160 CHF 
Auszahlung: 
160 × 0.50 = 80 CHF pro Tag

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Vollständige KTG-Meldung – schnelle Auszahlung

Eine 38-jährige kaufmännische Angestellte fällt wegen einer Lungenentzündung 45 Tage aus.
Arzt bescheinigt 100 % Arbeitsunfähigkeit.

Lohn: 5’200 CHF
Taggeld (80 %): 4’160 CHF/Monat
→ Tagesansatz: 4’160 ÷ 30 = 138.67 CHF
Wartefrist: 14 Tage

Berechnung:
Auszahlung ab Tag 15 bis Tag 45 = 31 Tage
31 × 138.67 CHF = 4’298 CHF

Da Arbeitgeber die Meldung korrekt und vollständig am selben Tag übermittelt, beginnt die Auszahlung innerhalb von 10 Tagen.

Dieses Beispiel zeigt, wie entscheidend eine vollständige KTG-Meldung für schnelle finanzielle Unterstützung ist.

Beispiel 2: Verzögerte Meldung – Leistungsunterbruch

Ein 57-jähriger Handwerker stürzt und verletzt sich am Knie. Er ist 60 % arbeitsunfähig für 90 Tage.

Lohn: 6’800 CHF
Taggeld 80 % = 5’440 CHF
→ Tagesansatz: 5’440 ÷ 30 = 181.33 CHF
→ 60 % Arbeitsunfähigkeit: 108.80 CHF pro Tag

Hier wird die KTG-Meldung erst 22 Tage nach Beginn der Arbeitsunfähigkeit eingereicht, weil der Arbeitgeber das Arztzeugnis zu spät weitergeleitet hat.
Die Versicherung fordert Zusatzinformationen an, was weitere 7 Tage Verzögerung auslöst.

Finanzielle Auswirkungen:

• Auszahlung erfolgt erst ab Tag 30 statt ab Tag 15
• 15 verlorene Taggeldtage
  → 15 × 108.80 CHF = 1’632 CHF weniger Leistungen

Dieses Beispiel zeigt, wie verzögerte KTG-Meldungen finanzielle Einbussen auslösen.

Weitere wichtige Aspekte

1. Kollektiv-KTG vs. Einzel-KTG

• Kollektiv-KTG (über Arbeitgeber):
  
  • Arbeitgeber meldet Fall
  • oftmals bessere Konditionen
  • keine Gesundheitsprüfung für Angestellte
• Einzel-KTG (für Selbstständige & Privatpersonen):
  
  • Versicherte melden selbst
  • Gesundheitsprüfung üblich
  • Prämien abhängig von Alter & Tätigkeit

2. Zusammenhang zu AHV, IV und EO

• AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung):
  zahlt keine Leistungen bei Krankheit.
• IV (Invalidenversicherung):
  greift erst bei langfristiger Invalidität, nicht in den ersten Monaten.
  KTG-Meldung kann später für IV-Verfahren wichtig sein.
• EO (Erwerbsersatzordnung):
  deckt Mutterschaft und Militärdienst, nicht Krankheit.

Die KTG schliesst deshalb eine zentrale Lücke, bevor eine IV-Rente überhaupt infrage kommt.

3. Wann medizinische Zusatzabklärungen nötig werden

KTG-Versicherer können verlangen:

• Zwischenzeugnisse
• Verlaufsberichte
• Gutachten durch Vertrauensärzte
  Dies ist besonders häufig ab 30–60 Krankheitstagen.

Bedeutung der KTG-Meldung für Arbeitgeber und Arbeitnehmende

Arbeitgeber profitieren durch:

• Schutz vor Lohnfortzahlungskosten
• weniger finanzielle Risiken
• klare administrative Abläufe

Arbeitnehmende profitieren durch:

• Sicherung des Einkommens
• finanzielle Stabilität bei Krankheit
• Unterstützung bei komplexen medizinischen Fällen

Warum die Meldung so wichtig ist

Ohne fristgerechte KTG-Meldung:

• verzögert sich die Auszahlung
• können Leistungen verweigert werden
• steigt das Risiko von finanziellen Engpässen

Häufige Missverständnisse

• „KTG zahlt automatisch.“ → falsch, es braucht eine Meldung.
• „Man muss 100 % arbeitsunfähig sein.“ → Taggeld erfolgt anteilig.
• „Der Arzt meldet automatisch.“ → meist Arbeitgeber oder Versicherte müssen melden.
• „Wartefrist = Karenzzeit = kein Anspruch.“ → Anspruch, aber erst ab definierter Zeit.
• „KTG ist obligatorisch.“ → nur bei vielen Arbeitgebern Standard, gesetzlich nicht zwingend.

Fazit

Die KTG-Meldung bildet den zentralen Startpunkt für jede Krankentaggeldleistung. Eine vollständige, fristgerechte Meldung entscheidet darüber, ob Taggelder zeitnah oder überhaupt ausbezahlt werden. Sie schützt Arbeitnehmende vor erheblichen Einkommensverlusten und entlastet Arbeitgeber finanziell. Je besser Dokumentation, Kommunikation und Meldeprozesse funktionieren, desto effizienter arbeitet das gesamte System der Krankentaggeldversicherung – eine entscheidende Stütze im Schweizer Sozial- und Gesundheitswesen.

Quellenverzeichnis

• [1] Krankentaggeldstatistik Schweiz, 2023
• [2] Arbeitgeberverband KTG-Analyse, 2022
• [3] Versicherungsreport Leistungsabwicklung, 2021
• [4] Taggeld- und Lohnfortzahlungsstudie Schweiz, 2020