Krankheitskosten: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• alle Kosten, die durch Krankheit entstehen

• KVG übernimmt Pflichtleistungen, aber nicht alles

• Franchise und Selbstbehalt verursachen Eigenkosten

• Zusatzversicherung deckt nichtpflichtige Leistungen

• grosse Unterschiede je nach Behandlung und Diagnostik

• chronische Krankheiten verursachen langfristig hohe Kosten

• wichtig für finanzielle Planung und Versicherungswahl

Zahlen & Fakten

1. Die jährlichen Krankheitskosten in der Schweiz betragen über 86 Milliarden CHF [1].
2. Davon zahlen private Haushalte rund 20 Milliarden CHF selbst (z. B. Franchise, Zusatzleistungen) [2].
3. Chronische Erkrankungen verursachen ca. 80 % aller Gesundheitskosten [3].
4. Krankenhausaufenthalte kosten durchschnittlich 10’000–15’000 CHF pro Fall [4].
5. Medikamente machen etwa 8–10 Milliarden CHF pro Jahr aus [2].
6. Jeder Erwachsene zahlt im Durchschnitt 3’500–4’500 CHF pro Jahr aus eigener Tasche (inkl. Prämien) [2].
7. Über 30 % der Bevölkerung unterschätzt die eigenen Krankheitskosten deutlich [5].

Arten von Krankheitskosten

1. Medizinische Behandlungskosten

• Arztkonsultationen
• Diagnostik (MRI, CT, Ultraschall)
• Laboruntersuchungen
• Medikamente
• Spitalaufenthalte

Operationen

2. Pflegekosten

• Spitex
• Pflegeheime
• Rehabilitationsaufenthalte

3. Neben- und Zusatzkosten

• Transport (Krankentransport, Rettung)
• Hilfsmittel (MiGeL)
• Präventionsleistungen
• Selbstzahlerleistungen (z. B. Komplementärmedizin, Brillen)

4. Indirekte Kosten

• Arbeitsausfall
• Einkommenseinbussen
• Betreuungskosten für Kinder

Diese Kosten werden je nach Versicherungsart unterschiedlich übernommen.

Wie Krankheitskosten berechnet werden

Krankheitskosten setzen sich zusammen aus:

1. Franchise

z. B. 300–2’500 CHF bei Erwachsenen
Erst wenn die Franchise erreicht ist, übernimmt die Krankenkasse anteilsmässig Kosten.

2. Selbstbehalt

10 % der Kosten, maximal 700 CHF pro Jahr.

3. Nicht gedeckte Leistungen

z. B. Brillen, gewisse Medikamente, Transportkosten.

Beispielrechnung

Arztbesuch: 140 CHF
Labor: 60 CHF
Medikamente: 80 CHF
→ Total: 280 CHF

Franchise noch nicht erreicht → Patient zahlt 280 CHF selbst.

Nach Franchise:
280 × 10 % = 28 CHF Selbstbehalt
→ Kasse übernimmt 252 CHF.

Bei chronischen Erkrankungen summieren sich Kosten leicht auf mehrere Tausend Franken pro Jahr.

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Chronische Erkrankung – Diabetes

Ein 58-jähriger Mann mit Diabetes benötigt:

• monatlich Medikamente: 100 CHF
• vierteljährliche Kontrolle: 180 CHF
• jährlicher Ultraschall: 300 CHF
• jährliches Labor: 350 CHF

Jahreskosten:
(100 × 12) + (180 × 4) + 300 + 350
= 1’200 + 720 + 300 + 350
→ 2’570 CHF

Franchise 500 CHF: er zahlt 500 CHF selbst.
Der Rest: 2’070 CHF
Selbstbehalt 10 % bis max. 700 CHF → 207 CHF
→ Eigenanteil: 707 CHF + 500 CHF = 1’207 CHF

Der Mann trägt also rund 1’200 CHF eigens, die Kasse 1’370 CHF.
Dies zeigt, wie relevant die Franchisehöhe bei chronischen Krankheiten ist.

Beispiel 2: Spitalaufenthalt nach Unfall

Eine 47-jährige Frau wird nach einem Sturz operiert.

Kosten:

• Notfalltransport: 1’500 CHF
• Operation und 3 Tage Spital: 12’500 CHF
• Medikamente/Nachbehandlung: 450 CHF
  → Total: 14’450 CHF

Unfallversicherung (UVG) übernimmt:

• Spital komplett
• Transport komplett
• Medikamente komplett

Patientin zahlt nur Spitalbeitrag (15 CHF/Tag × 3 = 45 CHF).
Wäre dies jedoch eine Krankheit gewesen, hätte sie Franchise und Selbstbehalt bezahlen müssen.
Das Beispiel zeigt, wie drastisch die Kosten privat ausfallen können, wenn statt UVG das KVG zuständig ist.

Warum Krankheitskosten steigen

1. Demografischer Wandel

Mehr ältere Menschen → mehr chronische Krankheiten → höhere Kosten.

2. Medizintechnik

Neue Verfahren sind teuer, aber verbessern die Prognosen.

3. Erhöhte Konsumation

Mehr Arztbesuche und Diagnostik als früher.

4. Medikamentenkosten

Viele neue Medikamente sind extrem teuer (z. B. Onkologie).

5. administrative Kosten

Abrechnung, Kontrollsysteme, Tarifsysteme verursachen Mehraufwand.

Zusätzlicher Abschnitt 1: Welche Rolle Zusatzversicherungen bei Krankheitskosten spielen

Die Grundversicherung deckt nur Pflichtleistungen. Zusatzversicherungen übernehmen häufig:

• Komplementärmedizin
• Brillen und Kontaktlinsen
• erweiterte Therapien
• weltweite Notfallbehandlungen
• bessere Spitalunterkunft (Halbprivat/Privat)
• Transport und Rettung 100 %

Beispiel Brille

Kosten: 800 CHF
Zahnspangen, Therapien, Alternativmedizin verursachen weitere Summen.
Viele Zusatzpolicen decken 200–300 CHF pro Jahr.

Zusätzlicher Abschnitt 2: Krankheitskosten und Sozialversicherungen (AHV, IV, EO)

AHV

Übernimmt keine Krankheitskosten, aber Ergänzungsleistungen (EL) übernehmen Restkosten für Rentner, wenn Einkommen niedrig ist.

IV – Invalidenversicherung

Finanziert medizinische Massnahmen, wenn sie der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit dienen.
Beispiel:
Reha 8’000 CHF → über IV gedeckt.

EO

Erwerbsersatzordnung zahlt keinen Krankheitskostenersatz, sondern Lohnersatz bei Mutterschaft oder Militär.

Häufige Missverständnisse

• „Krankenkasse bezahlt alles.“ → Nein, nur Pflichtleistungen.

• „Hohe Franchise spart immer Geld.“ → Nur bei sehr gesunden Personen.

• „Transport ist kostenlos.“ → Nur teilweise, begrenzte Beträge.

• „Medikamente auf Rezept werden immer bezahlt.“ → Nur, wenn auf der Spezialitätenliste (SL).

• „Spitalaufenthalt kostet nichts.“ → Spitalbeitrag + Franchise + Selbstbehalt gelten immer.

Fazit

Krankheitskosten sind ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsfinanzierung in der Schweiz und betreffen sowohl akute wie chronische Erkrankungen. Da die Grundversicherung nur einen Teil der Kosten abdeckt und durch Franchise und Selbstbehalt hohe Eigenleistungen entstehen können, ist ein gutes Verständnis der Kostenmechanismen essenziell. Zusatzversicherungen, bewusste Wahl der Franchise und sorgfältige Planung helfen, finanzielle Risiken zu reduzieren. Krankheitskosten beeinflussen nicht nur das Budget einzelner Haushalte, sondern auch das gesamte Gesundheitssystem – und werden in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.

Quellenverzeichnis

• [1] Gesundheitskostenbericht Schweiz, 2023
• [2] Bundesamt für Statistik – Gesundheitsausgaben, 2022
• [3] Chronische Krankheiten Schweiz – Kostenanalyse, 2021
• [4] Spitalstatistik Schweiz, 2022
• [5] Ombudsstelle Krankenversicherung – Fallstatistik, 2022