Krankenkassen-Modelle: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Verschiedene Modelle bestimmen den medizinischen Erstkontakt

• Standard-, Hausarzt-, HMO-, Telmed- und Multimed-Modell

• Modelle bieten Prämienrabatte zwischen 10–25 %

• Regeln müssen eingehalten werden, sonst Kostenrisiken

• Notfälle sind immer frei und ohne Einschränkung gedeckt

• Modellwahl beeinflusst Flexibilität und Kosten

• Wichtig für Budgetplanung und Versorgungssicherheit

Zahlen & Fakten

1. Über 70 % der Schweizer Bevölkerung nutzt ein alternatives Krankenkassen-Modell [1].
2. Prämienrabatte liegen je nach Modell zwischen 10–25 % gegenüber dem Standardmodell [2].
3. Rund 30 % der Versicherten wählen ein Hausarztmodell, 25 % ein Telmed-Modell [3].
4. HMO-Modelle decken heute über 1 Million Versicherte in der Schweiz ab [2].
5. Telemedizinische Erstkontakte haben seit 2018 um über 200 % zugenommen [3].
6. Falsche Modellnutzung führt jährlich zu mehr als 100’000 Leistungsstreitfällen [4].
7. Die Wahl eines alternativen Modells spart einer vierköpfigen Familie 1’000–2’500 CHF pro Jahr [2].

Überblick über die wichtigsten Krankenkassen-Modelle

Die Schweiz bietet verschiedene Modelle der Grundversicherung an, die sich in Preis, Flexibilität und Regeln unterscheiden.

1. Standard-Modell (freie Arztwahl)

Beschreibung

• beliebige Arzt- und Spezialistenwahl
• keine Einschränkungen beim Erstkontakt
• höchste Flexibilität

Kosten

Meist die teuerste Variante, da keine Steuerung stattfindet.

Beispiel:
Prämie Standard: 410 CHF
Hausarztmodell: 350 CHF
→ Differenz: 60 CHF/Monat = 720 CHF/Jahr

2. Hausarzt-Modell

Beschreibung

Der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle für alle medizinischen Beschwerden. Überweisungen an Spezialisten erfolgen nur durch ihn.

Vorteile

• 10–15 % Prämienrabatt
• strukturierte Versorgung
• weniger Doppelbehandlungen

Nachteile

• eingeschränkte freie Arztwahl

3. HMO-Modell (Health Maintenance Organization)

Beschreibung

Die Behandlung erfolgt ausschliesslich über ein HMO-Gesundheitszentrum mit angestellten Ärztinnen und Ärzten.

Vorteile

• 15–25 % Prämienrabatt
• schnelle interne Überweisungen
• enge Zusammenarbeit von Fachpersonen

Nachteile

• Arztwahl stark eingeschränkt

4. Telmed-Modell

Beschreibung

Versicherte müssen bei Krankheiten zuerst eine telefonische Beratung (z. B. Medgate) kontaktieren.

Vorteile

• 10–20 % günstiger
• schnelle Triage

Nachteile

• Verstösse führen zu Leistungsablehnungen

5. Multimed-Modell

Beschreibung

Kombination aus Telmed, Hausarzt und Apotheke als Erstkontakt. Sehr flexibel.

Vorteile

• moderne, digitale Lösung
• 10–18 % günstiger
• mehrere Erstkontaktmöglichkeiten

Nachteile

• mehr Regeln als Standardmodell

Wie entstehen die Prämienunterschiede?

Die Modelle senken die Gesundheitskosten durch:

• weniger unnötige Spezialistenbesuche
• klare Behandlungspfade
• effizientere Diagnostik
• telemedizinische Vorselektion

Beispiel Prämienberechnung

Standardmodell: 410 CHF
Alternative Modelle (durchschnittlich 15 % Rabatt):
410 × 0.85 = 348.50 CHF

Ersparnis:
410 – 348.50 = 61.50 CHF/Monat
→ 738 CHF/Jahr

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Telmed-Modell – grosse Einsparungen für junge Familie

Eine Familie mit zwei Kindern lebt in Winterthur.
Prämien Standardmodell:

• Eltern: je 420 CHF
• Kinder: je 100 CHF
  Gesamt: 1’040 CHF/Monat → 12’480 CHF/Jahr

Wechsel ins Telmed-Modell:

• Eltern: je 360 CHF
• Kinder: je 90 CHF
  → 900 CHF/Monat → 10’800 CHF/Jahr

Ersparnis: 1’680 CHF/Jahr

Bei einer Erkältung ruft die Mutter Medgate an. Die Ärztin empfiehlt Hausmittel und stellt bei Bedarf eine Überweisung aus.
Wäre die Mutter direkt zum Spezialisten gegangen, hätte die Kasse die Kosten verweigert (z. B. 180 CHF Konsultation).
Das Beispiel zeigt, wie wichtig die Einhaltung der Regeln ist.

Beispiel 2: Hausarztmodell bei chronischer Erkrankung

Ein 62-jähriger Mann mit Diabetes wählt das Hausarztmodell.

Prämie Standard: 395 CHF
Prämie Hausarztmodell: 335 CHF
→ Ersparnis: 60 CHF/Monat → 720 CHF/Jahr

Behandlungsablauf:

• alle 3 Monate Kontrolle beim Hausarzt
• Überweisung zum Diabetologen
• jährliche Ernährungsberatung

Der Hausarzt koordiniert Medikamente, Labor und Spitalüberweisungen.
Durch die koordinierte Versorgung wird Doppelmedikation vermieden.
Beispiel Einsparung durch optimierten Therapieweg:

• zwei unnötige Spezialistenbesuche verhindert: je 180 CHF
• Gesamt: 360 CHF weniger Kosten für die Kasse

Das Beispiel zeigt, wie koordinierte Modelle Qualität und Wirtschaftlichkeit fördern.

Bedeutung der Krankenkassen-Modelle für die Gesundheitskosten

1. Kostendämpfung

Alternative Modelle reduzieren unnötige Arztbesuche und diagnostische Doppeluntersuchungen.

2. Qualitätssicherung

Hausärzte, HMOs und Telmed-Dienste arbeiten nach klaren medizinischen Standards.

3. Patientensicherheit

Fehlbehandlungen werden durch bessere Koordination reduziert.

4. Prävention

Triage verhindert unnötige Medikamentenverschreibungen.

5. Transparenz

Klare Vorgaben führen zu planbarer Versorgung.

Zusätzlicher Abschnitt 1: Was passiert bei Regelverstössen?

ei Modellen mit Erstkontaktpflicht (Hausarzt, HMO, Telmed, Multimed) gilt:

Verstoss-Beispiele

• direkter Spezialistenbesuch
• Besuch einer Notfallpraxis ohne Notfall
• Apotheke statt Telmed kontaktiert

Konsequenz

• Krankenkasse kann Kosten vollständig verweigern
• Versicherte zahlen 100 % der Rechnung

Beispiel

Dermatologe ohne Überweisung:
180 CHF – Kasse zahlt nichts → 180 CHF selbst bezahlen

Zusätzlicher Abschnitt 2: Wie man das passende Modell auswählt

Versicherte sollten folgende Fragen klären:

• Wie wichtig ist freie Arztwahl?
• Nutze ich häufig telemedizinische Angebote?
• Habe ich eine komplexe chronische Erkrankung?
• Lebe ich in einer Region mit vielen HMO-Zentren?
• Wie viel möchte ich pro Monat sparen?
• Halte ich mich zuverlässig an Modellregeln?

Merkregel

Mehr Freiheit = höhere Prämie
Mehr Regeln = tiefere Prämie

Häufige Missverständnisse

• „Krankenkassen-Modelle beeinflussen die Qualität.“ → Falsch, alle Modelle haben KVG-garantierte Qualität.

• „Notfälle müssen über Telmed laufen.“ → Falsch, Notfälle sind immer frei.

• „Modelle sind kompliziert.“ → Regeln sind klar strukturiert.

• „Man kann jederzeit wechseln.“ → Wechsel meist nur per Jahresende.

• „Alternative Modelle sind riskant.“ → Nur Regelverstösse verursachen Risiken.

Fazit

Die Krankenkassen-Modelle sind ein wesentlicher Baustein des Schweizer Gesundheitssystems. Sie ermöglichen individuelle Wahlmöglichkeiten zwischen Flexibilität und Kostenersparnis. Während das Standardmodell maximale Freiheit bietet, reduzieren Hausarzt-, HMO-, Telmed- und Multimed-Modelle Gesundheitskosten durch klare Behandlungspfade. Wer die Unterschiede kennt und die Regeln des gewählten Modells korrekt einhält, kann jährlich erhebliche Prämien sparen – ohne Einbusse an Versorgungsqualität.

Quellenverzeichnis

• [1] Krankenversicherungsstatistik Schweiz, 2023
• [2] Prämienmodell-Analyse Schweiz, 2022
• [3] Telemedizin-Report Schweiz, 2021
• [4] Ombudsstelle Krankenversicherung – Fallstatistik, 2022