Heilungskostenversicherung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Deckt medizinische Kosten nach Unfall oder Krankheit

• Ergänzung zur Grundversicherung und UVG

• Gilt für ambulante, stationäre und teilweise zahnärztliche Leistungen

• Oft Bestandteil von Privat- oder Motorfahrzeugversicherungen

• Verhindert hohe Eigenkosten bei Behandlungen

• Leistungen variieren je nach Anbieter und Vertragsart

• Wichtig für Sportler, Kinder, Reisende und Selbstständige

Zahlen & Fakten

1. In der Schweiz besitzen rund 1,5 Millionen Personen eine Heilungskostenversicherung als Ergänzung zur Grund- oder Unfallversicherung [1].
2. Heilungskosten machen bei Unfällen durchschnittlich 8’000–12’000 CHF aus – bei schweren Verletzungen über 50’000 CHF [2].
3. Zusatzversicherungen decken Heilungskosten oft bis zu 100 %, je nach Vertrag [3].
4. Etwa 40 % aller Heilungskostenversicherungen sind in Motorfahrzeugversicherungen integriert [2].
5. Zahnärztliche Unfallkosten liegen im Schnitt zwischen 1’500 und 6’000 CHF pro Ereignis [3].
6. Rund 25 % aller Streitfälle im Gesundheitsbereich betreffen unklare Heilungskostenregelungen [4].
7. Bei Kindern treten Heilungskosten nach Unfällen dreimal häufiger auf als bei Erwachsenen [2].

Welche Leistungen die Heilungskostenversicherung übernimmt

Leistungen hängen vom konkreten Vertrag ab. Grundsätzlich können folgende Kosten gedeckt sein:

1. Ambulante Behandlung

• Arztkonsultationen
• Medikamente
• Physiotherapie
• Verbandsmaterial
• Labor- und Röntgenkosten

2. Stationäre Behandlung

• Spitalaufenthalt
• Operationen
• Reha-Aufenthalte

3. Zahnärztliche Heilungskosten

Besonders häufig bei Unfällen:

• abgebrochene Zähne
• Kieferverletzungen
• Kronen, Brücken, Implantate

4. Heilungskosten im Ausland

Schutz vor hohen Eigenkosten:

• hohe Tarife im Ausland
• Rücktransportkosten (je nach Vertrag)

5. Transport- und Rettungskosten

Nicht alle Verträge decken dies, aber oft als Zusatz erhältlich.

Wie die Heilungskostenversicherung finanziert wird

Die Versicherung funktioniert im Rahmen des Privatversicherungsrechts (VVG). Die Prämien richten sich nach:

1. Alter

Jüngere Personen zahlen weniger.
Beispiel:

• Kind: 6 CHF/Monat
• Erwachsener: 15–25 CHF/Monat

2. Leistungsumfang

Beispiel:

• 100 % Deckung bis 20’000 CHF → ca. 12 CHF/Monat
• unbegrenzte Deckung inkl. Zahnkosten → 20–30 CHF/Monat

3. Risiko

Sportarten wie Skifahren, Reiten oder Mountainbike erhöhen Prämien.

4. Integration

In Motorfahrzeugversicherungen oft als Zusatz für 20–50 CHF/Jahr erhältlich.

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Kind stürzt beim Spielen – hohe Zahnkosten

Ein 9-jähriges Kind stürzt beim Spielen auf eine Treppe und schlägt sich zwei Schneidezähne aus.

Kosten:

• Notfallbehandlung: 350 CHF
• provisorische Krone: 700 CHF
• definitive Krone: 1’600 CHF
• Kontrolltermine: 350 CHF
  → Total: 3’000 CHF

Die Grundversicherung zahlt nur, wenn ein „schwerwiegender Unfall“ vorliegt – oft aber nur einen Teil.
Mit Heilungskostenversicherung: volle Deckung bis 5’000 CHF → 3’000 CHF werden übernommen, Eltern zahlen nichts.

Dieses Beispiel zeigt die enorme Bedeutung für Familien, da Zahnunfälle bei Kindern sehr häufig auftreten.

Beispiel 2: Skiunfall – hohe ambulante und stationäre Kosten

Ein 46-jähriger Mann verletzt sich beim Skifahren schwer.

Kosten:

• Notfalltransport: 1’200 CHF
• MRI & Röntgen: 800 CHF
• Operation: 7’000 CHF
• 5 Tage Spital: 6’000 CHF
• Physiotherapie: 1’500 CHF
  → Total: 16’500 CHF

UVG übernimmt einen grossen Teil, aber:

• Selbstbehalt: ca. 700 CHF
• Franchise (bei Nicht-Berufsunfall): 2’500 CHF
  → Gesamte Eigenkosten: 3’200 CHF

Die Heilungskostenversicherung deckt:

• Selbstbehalt
• Franchise
• zusätzliche Therapien
  → Ersparnis für Betroffenen: 3’200 CHF

Das Beispiel zeigt, dass Heilungskosten oft hohe ungedeckte Kosten verursachen – besonders bei Freizeitunfällen.

Bedeutung der Heilungskostenversicherung im Schweizer Gesundheitssystem

1. Schliessung von Versicherungslücken

Viele meinen, dass UVG oder KVG alle Kosten übernehmen. Das stimmt nur teilweise. Heilungskosten können schnell mehrere tausend Franken erreichen.

2. Wichtig für Familien

Kinder haben deutlich höhere Unfallrisiken.
Zahnunfälle sind besonders teuer.

3. Relevanz für Sportler

Sportarten wie Skifahren, Mountainbiking oder Fussball führen häufig zu Heilungskosten.

4. Auslandschutz

Im Ausland übernimmt KVG oft nur den doppelten Schweizer Tarif → grosse Deckungslücken.

5. Absicherung Selbstständiger

Selbstständige sind oft nicht obligatorisch UVG-versichert und daher besonders gefährdet.

Heilungskostenversicherung in Verbindung mit Sozialversicherungen

AHV – Alters- und Hinterlassenenversicherung

Keine direkte Kostenübernahme.
AHV deckt Renten, aber keine Heilungskosten.

IV – Invalidenversicherung

IV übernimmt:

• medizinische Massnahmen (für Eingliederung)
• Hilfsmittel
• Reha bei Invaliditätsrisiko

Nicht gedeckt:

• allgemeine Heilungskosten wie im Alltag.

EO – Erwerbsersatzordnung

Deckt nur Mutterschaft und Militärdienst.

UVG – Unfallversicherung

Deckt Unfallkosten gut, aber:

• Franchise bei Nicht-Berufsunfällen
• Selbstbehalt
• Behandlungen ausserhalb UVG-Richtlinien

Heilungskostenversicherung ergänzt diese Leistungen ideal.

Zwei weitere nützliche Aspekte

1. Heilungskostenversicherung für Haustiere

Viele Krankenkassen bieten auch Heilungskostenversicherungen für Hunde und Katzen an:

• Operationskosten
• Medikamente
• Diagnostik
  Kostenbeteiligung: 50–100 %
  Prämien: 20–80 CHF/Monat

2. Heilungskosten in der Motorfahrzeugversicherung

Fährt jemand z. B. mit dem Fahrrad oder zu Fuss und wird von einem Auto angefahren, deckt die Motorfahrzeugversicherung des Verursachers Heilungskosten – aber oft nur bis zu einem Limit. Die eigene Heilungskostenversicherung ergänzt diese Deckung.

Häufige Missverständnisse

• „Die Grundversicherung deckt alles.“ 
  → falsch. Hohe Zahnkosten und Auslandskosten sind oft ungedeckt.

• „Heilungskosten sind nur nach Unfall gedeckt.“ 
  → Je nach Vertrag auch bei Krankheit.

• „UVG zahlt immer komplett.“ 
  → Nein, Franchise und Selbstbehalt fallen an.

• „Heilungskostenversicherung ist teuer.“ 
  → tatsächlich günstig im Verhältnis zum Risiko.

• „Nicht nötig bei guter Zusatzversicherung.“ 
  → hängt vom Umfang der Police ab.

Fazit

Die Heilungskostenversicherung ist eine wertvolle Ergänzung zur obligatorischen Grund- und Unfallversicherung und schliesst bedeutende Deckungslücken. Sie schützt vor hohen Kosten bei Unfällen, medizinischen Behandlungen, Zahnverletzungen und Auslandsaufenthalten. Besonders Familien, Sportaktive und Selbstständige profitieren von dieser Absicherung. Durch verhältnismässig geringe Prämien und hohe potenzielle Leistungen trägt sie entscheidend zur finanziellen Sicherheit im Gesundheits- und Unfallbereich bei.

Quellenverzeichnis

• [1] Versicherungsanalyse Heilungskosten Schweiz, 2023
• [2] Unfallstatistik Schweiz, 2022
• [3] Zusatzversicherungsreport, 2021
• [4] Ombudsstelle Krankenversicherung – Fallstatistik 2022