Gesundheitsförderung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Gesundheitsförderung stärkt Ressourcen und Prävention

• Fokus auf Lebensstil, Bewegung, Ernährung, Psyche

• Programme richten sich an Bevölkerung und Risikogruppen

• Krankenkassen unterstützen präventive Aktivitäten finanziell

• Schulen, Betriebe und Gemeinden spielen zentrale Rollen

• Wissenschaftlich fundierte Massnahmen steigern Wirksamkeit

• Langfristiger Nutzen: weniger Krankheiten, tiefere Kosten

Zahlen & Fakten

1. Gesundheitskosten durch vermeidbare Krankheiten: über CHF 12 Mrd. jährlich [1]
2. Rund 55 % der Schweizer Bevölkerung bewegen sich zu wenig [2]
3. Jeder dritte Erwachsene leidet mindestens einmal pro Jahr unter psychischer Belastung [3]
4. Krankenkassen investieren jährlich rund CHF 150 Mio. in Prävention [4]
5. Betriebliche Gesundheitsprogramme steigern Produktivität um bis zu 10 % [5]
6. Präventionsprogramme senken Krankheitsrisiken um 20–40 %, je nach Massnahme [6]
7. Gesundheitsförderung Schweiz koordiniert über 300 nationale Projekte [7]

Wie funktioniert Gesundheitsförderung und wie werden Programme finanziert?

Gesundheitsförderung basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über Risikofaktoren und gesundheitsrelevantes Verhalten. Die WHO definiert sie als Prozess, der Menschen befähigt, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen. In der Schweiz wird Gesundheitsförderung von Bund, Kantonen, Gemeinden, Krankenkassen und privaten Organisationen getragen.

Ein zentraler Finanzierungsmechanismus ist der gesetzlich festgelegte Präventionsbeitrag nach KVG, den alle Krankenkassen leisten müssen. Die Höhe berechnet sich pro versicherte Person. Beispiel:
Eine Versicherung mit 200’000 Versicherten und einem gesetzlichen Präventionsbeitrag von CHF 4.80 pro Person trägt jährlich:
200’000 × CHF 4.80 = CHF 960’000 zur Gesundheitsförderung bei.
Diese Mittel fliessen in Projekte wie Bewegungsprogramme, Suchtprävention, psychische Gesundheitsförderung oder Ernährungsinitiativen.

Praxisbeispiele aus der Gesundheitsförderung

Beispiel 1: Bewegungsprogramm für Seniorinnen und Senioren

Ein Kanton bietet ein Bewegungsprogramm für ältere Menschen an. Die Teilnahme kostet CHF 180 pro Halbjahr. Die Krankenkasse übernimmt 50 % der Kosten, maximal CHF 100 pro Jahr.

Berechnung:
Kosten pro Halbjahr: CHF 180
Kostendeckung durch Krankenkasse: 50 % = CHF 90
Maximal vergütet: CHF 100 pro Jahr → Auszahlung = CHF 100
Die Seniorin bezahlt effektiv CHF 180 – CHF 90 = CHF 90 pro Halbjahr.
Das Programm vermindert Sturzrisiken um bis zu 30 %, was Spitalaufenthalte reduziert. Ein Spitalaufenthalt wegen Hüftfraktur kostet durchschnittlich CHF 22’000 – ein Vergleich, der zeigt, wie kosteneffizient Prävention ist.

Beispiel 2: Ernährungs- und Stressmanagementkurs im Betrieb

Ein Unternehmen mit 150 Mitarbeitenden führt ein Gesundheitsförderungsprojekt ein: ein Stressmanagementkurs (CHF 300 pro Person) und ein Ernährungscoaching (CHF 220 pro Person). Die Krankenkasse übernimmt 20 % der Kurskosten.

Berechnung pro Mitarbeitenden:
Kurskosten total: CHF 300 + CHF 220 = CHF 520
Vergütung: 20 % = CHF 104
Das Unternehmen übernimmt zusätzlich CHF 200 pro Person. Mitarbeitende zahlen damit nur:
CHF 520 – 104 – 200 = CHF 216
Studien zeigen, dass krankheitsbedingte Fehlzeiten um 15 % sinken. Bei durchschnittlichen Fehlkosten von CHF 600 pro Tag spart die Firma langfristig mehrere tausend Franken jährlich. Dieses Beispiel veranschaulicht, dass Gesundheitsförderung betriebswirtschaftlich sinnvoll ist.

Bedeutung der Gesundheitsförderung für die Schweizer Bevölkerung

Gesundheitsförderung wirkt langfristig und beeinflusst die Lebenserwartung, die Lebensqualität und die Krankheitslast der Bevölkerung.
Wichtige Effekte sind:

• Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• Senkung des Diabetesrisikos
• Verbesserung der psychischen Stabilität
• Förderung sozialen Zusammenhalts

Da rund 70 % der gesundheitlichen Entwicklungen durch Lebensstil beeinflusst werden, ist Gesundheitsförderung ein entscheidender Hebel. Sie hilft, Gesundheitskompetenz aufzubauen – also die Fähigkeit, Informationen zu verstehen, Entscheidungen zu treffen und gesundheitsbewusst zu handeln.

Gesundheitsförderung im Schweizer Bildungssystem

Schulen spielen eine wichtige Rolle, da sie früh gesundheitsbezogene Verhaltensweisen prägen. Programme wie „Schule bewegt“ oder „Fit4Future“ fördern Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung.

Berechnungsbeispiel: Eine Primarschule mit 250 Kindern erhält ein Förderpaket im Wert von CHF 12’000. Die Kosten werden zu 70 % durch nationale Programme und zu 30 % durch den Kanton finanziert.
Kantonaler Beitrag: CHF 12’000 × 0.30 = CHF 3’600
Bundes- und Projektbeitrag: CHF 12’000 × 0.70 = CHF 8’400
Damit bleibt die Schule finanziell stark entlastet. Langfristig sinken Ausfalltage der Kinder, und die Belastung der Lehrpersonen nimmt ab.

Digitale Gesundheitsförderung und neue Trends

Mit der Digitalisierung entstehen neue Wege der Prävention: Apps zur Bewegungserfassung, digitale Psychotherapien, Ernährungsprogramme, Telecoachings und Wearables.
Vorteile digitaler Gesundheitsförderung:

• niederschwelliger Zugang
• individuelle Auswertung
• Motivation durch Gamification
• Prävention über grosse Distanzen

Beispiel: Eine App belohnt Nutzende für 10’000 Schritte täglich mit Bonuspunkten. Erreicht eine Person an 20 Tagen pro Monat das Ziel, erhält sie 50 Punkte. Ein Punkt entspricht CHF 0.50 → 50 × CHF 0.50 = CHF 25 Ersparnis pro Monat.
Diese Formen von Gesundheitsförderung verbinden Verhalten, finanziellen Anreiz und einfache Anwendung.

Finanzielle Grundlagen und Effizienz von Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung ist nicht nur sozial notwendig, sondern auch finanziell äusserst wirksam.
Berechnungen zeigen:

• Jeder investierte Franken generiert CHF 3–5 Nutzen in Form vermiedener Krankheitskosten.
• Ein betriebliches Programm, das 150 Mitarbeitende jährlich CHF 500 kostet, kostet total CHF 75’000. Sinkt die Abwesenheitsquote um 10 %, spart das Unternehmen bei durchschnittlichen CHF 600 pro Abwesenheitstag und 250 Fehltagen jährlich:

250 × 600 × 0.10 = CHF 15’000 Einsparung.
Noch wichtiger: verbesserte Gesundheit steigert Produktivität, Motivation und Zufriedenheit.

Typische Herausforderungen in der Gesundheitsförderung

Obwohl Gesundheitsförderung sinnvoll ist, gibt es Hürden:

• mangelnde Motivation zur langfristigen Verhaltensänderung
• ungleiche Gesundheitskompetenz
• soziale Unterschiede beim Zugang zu Angeboten
• kurze Projektlaufzeiten
• fehlende Evaluation

Damit Massnahmen wirken, müssen sie gut kommuniziert, finanziert und wissenschaftlich begleitet werden. Kombinierte Ansätze – Ernährung, Bewegung, psychische Gesundheit – sind besonders effektiv.

Fazit

Gesundheitsförderung ist eine wesentliche Grundlage für ein nachhaltiges Gesundheitssystem. Sie stärkt die Bevölkerung, verhindert Krankheiten und erhöht die Lebensqualität. Durch finanzielle Unterstützung, digitale Innovationen und breit angelegte Programme lassen sich grosse gesundheitliche und wirtschaftliche Effekte erzielen. Wer Gesundheitsförderung aktiv nutzt – sei es individuell, im Betrieb oder in der Schule – profitiert langfristig von mehr Wohlbefinden und geringeren Gesundheitskosten. Sie bleibt damit ein zentraler Pfeiler der Schweizer Gesundheitsstrategie.

Quellenverzeichnis

• [1] BAG – Präventionsstatistik Schweiz
• [2] Gesundheitsförderung Schweiz – Bewegungsmonitoring
• [3] BFS – Psychische Gesundheit Schweiz
• [4] Krankenversicherer Schweiz – Präventionsbudgetanalyse
• [5] Schweizerischer Arbeitgeberverband – Gesundheitsförderung im Betrieb
• [6] WHO – Präventionswirksamkeit
• [7] Gesundheitsförderung Schweiz – Projektübersicht