Gesundheitsdeklaration: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• schriftlicher Fragebogen zur Prüfung des Gesundheitszustands

• Voraussetzung für viele Zusatz- und Lebensversicherungen

• beeinflusst Annahme, Ausschlüsse und Prämien

• unvollständige Angaben können Leistungsansprüche gefährden

• Rückfragen und ärztliche Berichte möglich

• Nichtraucherstatus oft zentral

• rechtliche Pflicht zur wahrheitsgetreuen Auskunft

Zahlen & Fakten

1. Über 70 % aller Zusatzversicherungen in der Schweiz verlangen eine Gesundheitsdeklaration [1].
2. Rund 20–25 % der Anträge werden nur mit Ausschlüssen (z. B. Rücken, Psyche, Knie) angenommen [2].
3. Etwa 8–12 % aller Anträge werden aufgrund bestehender Krankheiten abgelehnt [2].
4. Bei Lebensversicherungen müssen über 95 % der Antragstellenden eine Gesundheitsdeklaration abgeben [3].
5. Unvollständige Angaben führen in rund 15 % der Streitfälle** zu Leistungsablehnungen [4].
6. Raucher zahlen bis zu 70 % höhere Prämien in Risiko-Lebensversicherungen [3].
7. Durchschnittlich werden 30–40 % aller Fragebogen durch medizinische Zusatzprüfungen ergänzt [2].

Welche Angaben die Gesundheitsdeklaration umfasst

Die Gesundheitsdeklaration fragt nicht nur akute Beschwerden ab, sondern den gesamten Gesundheitszustand der letzten Jahre. Typische Kategorien:

1. Körperliche Erkrankungen

• Herz-Kreislauf
• Lunge (Asthma, COPD)
• Diabetes
• Rückenprobleme
• Rheuma
• Krebs

2. Psychische Erkrankungen

• Depressionen
• Angststörungen
• Burnout
• Panikattacken

Diese Angaben sind besonders sensibel, da sie oft zu Ausschlüssen führen.

3. Operationen & hospitalisationspflichtige Ereignisse

Fragen zu Eingriffen der letzten 5–10 Jahre.

4. Medikation

Regelmässige oder dauerhafte Einnahmen.

5. Lebensstil

• Raucherstatus
• Alkohol
• Risikosportarten (Klettern, Tauchen)
• gefährliche Berufe

6. BMI und Vitalwerte

Je nach Versicherer muss der BMI berechnet werden:
Gewicht ÷ (Grösse in m²)

Beispiel:
70 kg / (1.70² = 2.89) → BMI = 24.2 (normal)

Wie die Gesundheitsdeklaration die Prämien beeinflusst

1. Nichtraucher vs. Raucher

Beispiel Risiko-Lebensversicherung:

• Nichtraucher: 22 CHF/Monat
• Raucher: 38 CHF/Monat
  → Mehrprämie: +72 %

2. Ausschlüsse statt Mehrprämien

Versicherer können:

• Rückenprobleme ausschliessen
• psychische Erkrankungen ausschliessen
• Knie oder Schulter ausschliessen

Beispiel:
Zusatzversicherung Ambulant ohne Ausschluss: 40 CHF
Mit Ausschluss Rücken: 32 CHF
→ 8 CHF Rabatt wegen Risikoausschluss

3. Ablehnung

Wenn Risiko zu hoch ist, wird der Antrag vollständig abgelehnt.

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Gesundheitsdeklaration führt zu Risikoausschluss

Eine 37-jährige Frau beantragt eine ambulante Zusatzversicherung.
Im Fragebogen gibt sie an:

• frühere Bandscheibenoperation
• gelegentliche Rückenschmerzen
• Physiotherapie 2021

Die Versicherung prüft die Angaben und bietet folgende Police:

• Zusatzambulant: 39 CHF/Monat
• Ausschluss „Wirbelsäule und Bandscheiben“

Das bedeutet, alle Leistungen, die direkt mit dem Rücken zu tun haben, werden nicht bezahlt.
Hätte sie die Operation verschwiegen, könnte die Versicherung später Leistungen verweigern und den Vertrag anfechten.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig transparente Angaben in der Gesundheitsdeklaration sind.

Beispiel 2: Risikoprüfung bei Lebensversicherung – höhere Prämie für Raucher

Ein 45-jähriger Mann beantragt eine Risiko-Lebensversicherung über 500’000 CHF.
Im Formular gibt er an:

• Raucher
• leicht erhöhter BMI (27.5)
• keine Krankheiten

Die Versicherung berechnet:
Nichtraucherprämie: 46 CHF/Monat
Raucherprämie: +65 %
→ 46 × 1.65 = 75.90 CHF/Monat

Über die 20-jährige Vertragsdauer zahlt er:
75.90 × 12 × 20 = 18’216 CHF

Statt:
46 × 12 × 20 = 11’040 CHF

Differenz: 7’176 CHF
Das Beispiel zeigt die massive finanzielle Bedeutung ehrlicher Angaben.

Warum die Gesundheitsdeklaration so wichtig ist

1. Versicherungsrisiko korrekt einschätzen

Versicherungen müssen wirtschaftlich kalkulieren und Risiken korrekt bewerten.

2. Schutz vor Missbrauch

Ohne Gesundheitsdeklaration könnten chronisch Kranke günstigere Policen erzwingen, was zu Kostenexplosionen führen würde.

3. Rechtliche Grundlage

Nach VVG (Versicherungsvertragsgesetz) sind Versicherte verpflichtet, alle relevanten Risiken wahrheitsgetreu anzugeben.

4. Leistungsansprüche sichern

Unvollständige oder falsche Angaben ermöglichen der Versicherung:

• Rücktritt vom Vertrag
• Verweigerung der Leistung im Schadensfall
• nachträgliche Rückforderungen

5. Fairness für alle Versicherten

Durch korrekte Angaben bleibt das Versicherungskollektiv stabil.

Häufige Gründe für Ausschlüsse oder Ablehnungen

Ausschlüsse

• Rückenprobleme
• Knieverletzungen
• Asthma
• Allergien
• depressive Episoden

Ablehnungen

• Krebs in der Vorgeschichte
• schwere Herzkrankheiten
• schwerer Diabetes
• langjährige psychische Erkrankungen
• Risikosport + Vorerkrankung

Wie Versicherte die Gesundheitsdeklaration korrekt ausfüllen

1. Arztunterlagen bereitstellen

Berichte, Diagnosen, Medikamente → erleichtern korrekte Angaben.

2. nichts weglassen

Auch „vergangene“ Beschwerden müssen angegeben werden, wenn gefragt.

3. bei Unsicherheit: Nachfrage

Besser doppelt angeben als gar nicht.

4. Risikoberatung nutzen

Versicherungsberater können beurteilen, welcher Anbieter bei Vorerkrankungen kulanter ist.

5. Kopie aufbewahren

Um im Leistungsfall nachweisen zu können, dass Angaben korrekt waren.

Gesundheitsdeklaration und Sozialversicherungen

AHV

Kein Einfluss – AHV basiert nicht auf Gesundheitsfragen.

IV

IV prüft den Gesundheitszustand ebenfalls, aber mit medizinischen Untersuchungen, nicht per Deklaration.

EO

EO deckt Mutterschaft und Militärdienst ab – keine Gesundheitsprüfung nötig.

Wichtig: Gesundheitsdeklarationen betreffen private Versicherungen nach VVG, nicht Sozialversicherungen.

Häufige Missverständnisse

• „Man kann kleine Beschwerden weglassen.“ → gefährlicher Irrtum.

• „Die Versicherung prüft das später sowieso.“ → Nein, sie prüft im Schadenfall.

• „Ein Ausschluss bedeutet, dass die Versicherung wertlos ist.“ → Meist nur kleiner Teilbereich betroffen.

• „Raucher können einfach Nichtraucher ankreuzen.“ → Tests möglich, Sanktionen hoch.

• „Die Gesundheitsdeklaration ist nicht so wichtig.“ → Sie entscheidet über Annahme, Prämie und Leistungen.

Fazit

Die Gesundheitsdeklaration ist ein zentrales Instrument zur Risikoprüfung privater Versicherungen. Sie schützt sowohl Versicherte als auch das Versicherungskollektiv und trägt zu fairen Prämien bei. Wer den Fragebogen sorgfältig, vollständig und wahrheitsgetreu ausfüllt, sichert seinen Versicherungsschutz und verhindert Leistungsprobleme im Ernstfall. Transparenz ist entscheidend – denn unklare oder unvollständige Angaben führen langfristig zu finanziellen und rechtlichen Risiken.

Quellenverzeichnis

• [1] Versicherungsstatistik Schweiz, 2023
• [2] Analyse Gesundheitsprüfung Zusatzversicherungen, 2022
• [3] Lebensversicherungsreport Schweiz, 2021
• [4] Ombudsstelle für Versicherungen – Fallberichte, 2022