Brillenzusatzversicherung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Zusatzversicherung übernimmt Kosten für Brillen und Kontaktlinsen

• Grundversicherung zahlt nur bei schweren Sehschäden

• Leistungen meist alle 2–3 Jahre verfügbar

• Vergütung als Fixbetrag oder prozentuale Deckung

• Gesundheitsprüfung bei Vertragsabschluss üblich

• Prämien abhängig von Alter und Leistungsumfang

• Besonders sinnvoll bei regelmässigem Brillenbedarf

Zahlen & Fakten

1. Rund 65 % der Schweizer Bevölkerung tragen regelmässig eine Sehhilfe [1]
2. Durchschnittliche Kosten einer Korrekturbrille: CHF 350–900 [2]
3. Zusatzversicherungen leisten meist CHF 150–300 alle zwei Jahre [3]
4. Etwa 40 % der Versicherten haben eine Brillenzusatzdeckung [4]
5. Prämien liegen zwischen CHF 6–25 pro Monat [5]
6. Kinder benötigen im Schnitt alle 1–2 Jahre neue Brillen [6]
7. Ohne Zusatzversicherung tragen Versicherte jährlich rund CHF 200 Mio. selbst [7]

Wie funktioniert eine Brillenzusatzversicherung und wie werden Leistungen berechnet?

Die Brillenzusatzversicherung ergänzt die Grundversicherung, indem sie optische Hilfsmittel vergütet. Sie funktioniert meist über fixe Leistungsperioden. 

Beispiel:

• CHF 200 alle 2 Jahre
• CHF 300 alle 3 Jahre
• 50 % Kostenbeteiligung bis zu einem Maximalbetrag

Die Berechnung erfolgt anhand der eingereichten Rechnungen. Beispiel:
Brille: CHF 480
Versicherung zahlt: CHF 250 Maximalleistung → CHF 250
Eigenanteil: CHF 480 – CHF 250 = CHF 230

Prämien hängen ab von Alter, Gesundheitszustand und Leistungsumfang. Jüngere zahlen oft CHF 6–10 monatlich, Erwachsene CHF 12–25. Die Kostenberechnung ergibt sich aus erwarteten Leistungsbezügen:
Wenn die Versicherung alle zwei Jahre CHF 250 vergütet, entspricht dies CHF 125 pro Jahr.

Bei einer Jahresprämie von CHF 180 ergibt dies eine rechnerische „Leistungsquote“ von 125 ÷ 180 = 69 %, was für Versicherte finanziell attraktiv sein kann.

Praxisbeispiele aus dem Alltag

Beispiel 1: Erwachsenenbrille mit Gleitsichtgläsern

Ein 52-jähriger Mann benötigt eine neue Gleitsichtbrille.

Kosten:
Gestell CHF 240
Gleitsichtgläser CHF 560
Total: CHF 800

Seine Brillenzusatzversicherung leistet alle zwei Jahre maximal CHF 300.
Berechnung: CHF 800 – 300 = CHF 500 Eigenkosten

Da Gleitsichtgläser besonders teuer sind, spart er mit der Versicherung deutlich. Ohne Zusatzversicherung müsste er die vollen CHF 800 bezahlen. 

Das Beispiel illustriert, dass insbesondere Menschen mit komplexen Sehkorrekturen stark profitieren.

Beispiel 2: Kinderbrille mit häufigem Ersatzbedarf

Ein 9-jähriges Kind benötigt wegen steigender Dioptrien jährlich neue Brillen.

Kosten pro Brille: CHF 260

Die Zusatzversicherung des Kindes übernimmt CHF 150 pro Jahr.
Berechnung Eigenkosten: CHF 260 – 150 = CHF 110
Über fünf Jahre (5 × 260 = CHF 1’300) übernimmt die Versicherung 5 × 150 = CHF 750.
Die Familie zahlt insgesamt CHF 550 statt CHF 1’300 – eine Ersparnis von CHF 750.

Dieses Beispiel zeigt, dass Kinder besonders profitieren, da sich die Sehstärke schnell verändert und häufiger neue Brillen nötig sind.

Welche Leistungen übernimmt die Grundversicherung – und welche nicht?

Die Grundversicherung nach KVG übernimmt Kosten für Brillen oder Kontaktlinsen nur in Ausnahmefällen, etwa bei schweren
Sehbeeinträchtigungen wie:

• Aphakie (Fehlen der Augenlinse)
• hoher Myopie ab definierten Grenzwerten
• medizinisch notwendige Kontaktlinsen nach Hornhautschäden

In solchen Fällen bezahlt die Grundversicherung fix definierte Beträge, teilweise nur CHF 180 pro Jahr. Für normale Sehkorrekturen (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Alterssichtigkeit) übernimmt sie keinerlei Kosten.

Daher deckt die Brillenzusatzversicherung die häufigsten realen Bedürfnisse ab – sie ersetzt Leistungen, welche die Grundversicherung bewusst ausschliesst.

Gesundheitsprüfung und Einschränkungen in der Brillenzusatzversicherung

Da es sich um eine Zusatzversicherung nach VVG handelt, dürfen Versicherungen Gesundheitsprüfungen durchführen. Fragen wie „Leiden Sie an chronischen Augenkrankheiten?“ oder „Benötigen Sie regelmässig Sehhilfen?“ können Einfluss auf die Aufnahme haben.

Typische Einschränkungen sind:

• Wartefrist von 3–6 Monaten
• Ausschluss bei bereits bestehenden Augenerkrankungen
• Leistungsobergrenzen

Beispiel:
Prämie CHF 15/Monat → CHF 180 pro Jahr
Maximale Leistung CHF 250 alle zwei Jahre → CHF 125 pro Jahr
Versicherer kalkulieren, dass viele Personen nicht jedes Jahr den vollen Betrag ausschöpfen, wodurch die Prämien wirtschaftlich tragbar bleiben.

Warum ist eine Brillenzusatzversicherung sinnvoll?

Die Gründe für die steigende Nachfrage sind vielfältig:

• zunehmender Bildschirmkonsum → wachsende Sehprobleme
• steigende Kosten für moderne Glastechnologien
• regelmässige Ersatzbrillen notwendig
• steigende Prävalenz von Myopie bei Kindern

Zudem finanziert die Zusatzversicherung Leistungen, die für viele Familien jährlich anfallen, aber nicht durch die Grundversicherung gedeckt sind.

Brillen können schnell teuer werden, insbesondere bei:

• Gleitsicht
• Bildschirmlinsen
• Blaulichtfilter
• dünneren, leichteren Gläsern

Eine Zusatzversicherung hilft, diese Kosten planbar zu machen.

Bedeutung der Brillenzusatzversicherung im Schweizer Gesundheitswesen

Da fast zwei Drittel der Bevölkerung eine Sehhilfe benötigt, spielt die Zusatzversicherung eine wichtige Rolle für die gesundheitliche Versorgung. Sie entlastet Haushaltsbudgets, fördert regelmässige Kontrollen und ermöglicht Zugang zu hochwertigen optischen Hilfsmitteln.

Auf gesellschaftlicher Ebene trägt sie dazu bei:

• bessere Arbeitsfähigkeit und Konzentration
• bessere schulische Leistungen bei Kindern
• weniger Kopfschmerzen und Augenbelastung
• geringere medizinische Folgekosten

Eine gute Sehkorrektur wirkt präventiv – beispielsweise reduziert sie Unfallrisiken im Strassenverkehr oder bei der Arbeit.

Digitalisierung und Brillenversicherungen

Viele Versicherer digitalisieren ihre Prozesse:

• Einreichung von Rechnungen per App
• automatische Leistungsberechnung
• digitale Policen
• Rabatte bei Online-Optikern

Einige Versicherungen gewähren zusätzlich Bonuspunkte, wenn Versicherte regelmässige Augenkontrollen wahrnehmen.

Beispiel Kostenrechner:
Brille CHF 600
Versicherung deckt 60 % bis max. CHF 250 → CHF 250
Rest CHF 350
Solche digitalen Tools erhöhen Transparenz und ermöglichen bessere Planung.

Typische Fehler in der Praxis – und wie man sie vermeidet

Häufige Fehler sind:

• Abschluss einer zu kleinen Deckung (z. B. CHF 100 alle 3 Jahre)
• Nichtbeachtung der Wartefrist
• Verwechslung von Grund- und Zusatzleistungen
• Annahme, dass Kontaktlinsen automatisch gedeckt sind
• fehlender Preisvergleich (Gläserpreise variieren stark)

Versicherte sollten vor Vertragsabschluss die AVB gründlich prüfen und die tatsächlichen jährlichen Sehkosten berechnen.

Fazit

Die Brillenzusatzversicherung schliesst eine wichtige Versorgungslücke in der Schweizer Gesundheitslandschaft. Sie deckt Kosten, die die Grundversicherung nicht übernimmt, und macht regelmässige Sehhilfen für viele Menschen besser finanzierbar. Besonders Kinder, Vielnutzerinnen von Bildschirmgeräten und Personen mit anspruchsvollen Sehkorrekturen profitieren stark. Wer Prämien, Leistungen und eigene Bedürfnisse sorgfältig vergleicht, erhält eine verlässliche finanzielle Unterstützung und langfristig bessere Sehgesundheit.

Quellenverzeichnis

• [1] BFS – Gesundheitsstatistik Schweiz (Sehkorrekturen)
• [2] Optikerverband Schweiz – Kostenanalyse Brillen
• [3] Zusatzversicherungsmarkt Schweiz – Leistungsübersicht
• [4] BAG – Versicherungsstatistik Zusatzdeckungen
• [5] Versicherungsverband SVV – Prämienmodelle
• [6] Pädiatrische Augenheilkunde Schweiz – Myopiestudien
• [7] Konsumentenforschung Schweiz – Ausgaben für optische Hilfsmittel