Ausweis B (Aufenthaltsbewilligung): Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

Zahlen & Fakten

1. Über 1,4 Millionen ausländische Personen besitzen eine B-Bewilligung [1]
2. Die Bewilligung ist meist 5 Jahre gültig (EU/EFTA)
3. Jahreskosten für KVG-Grundversicherung: CHF 2500–6000
4. Sozialabgaben: AHV/IV/EO total 10.6 %, hälftig geteilt
5. Etwa 70 % aller neuen B-Bewilligungen betreffen Erwerbstätige
6. Prämienverbilligung möglich je nach Einkommen und Kanton
7. Über 150 000 Verlängerungen pro Jahr, steigende Tendenz

Bedeutung des Ausweises B im Schweizer Sozial- und Gesundheitssystem

Der Ausweis B bildet die Grundlage für einen vollständigen rechtlichen Status in der Schweiz. Personen mit B-Bewilligung haben – im Gegensatz zu Kurzaufenthaltern mit Ausweis L – eine langfristige Perspektive. Damit entstehen umfangreiche Rechte, etwa Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Sozialversicherungen und zum Schweizer Gesundheitssystem.

Zentral ist die Krankenversicherungspflicht nach KVG: Wer in der Schweiz wohnt, muss innert drei Monaten nach Zuzug eine Grundversicherung abschliessen. Diese deckt ambulante und stationäre Behandlungen nach klar definierten gesetzlichen Leistungsansprüchen.

Auch die AHV/IV/EO-Pflicht ist für B-Bewilligte identisch mit dem Status von Schweizerinnen und Schweizern. Damit erwerben sie Rentenansprüche, Absicherung bei Invalidität und Leistungen wie Mutterschafts- oder Militärdienstentschädigungen. Ohne Ausweis B wäre ein regulärer Zugang zu diesen Systemen nicht möglich.
Der Ausweis B fördert zudem Integration: Personen können langfristige Mietverträge abschliessen, Kinder einschulen und ein stabiles Sozialleben aufbauen.

Berechnung der Sozialversicherungsbeiträge und Krankenkassenkosten

Personen mit Ausweis B zahlen dieselben Beiträge wie

Einheimische. Beispiele:
AHV/IV/EO total 10.6 %, Arbeitnehmeranteil 5.3 %
ALV total 2.2 %, Arbeitnehmeranteil 1.1 %
Beispielrechnung bei einem Monatslohn von CHF 6500:

• AHV/IV/EO: 6500 × 0.053 = CHF 344.50
• ALV: 6500 × 0.011 = CHF 71.50

Totalabzug: CHF 416.– pro Monat

Die KVG-Kosten variieren je nach Kanton und Franchise:

• Standardprämie: CHF 350/Monat
• Jahreskosten: 350 × 12 = CHF 4200

Wählt man eine hohe Franchise von CHF 2500, sinkt die Monatsprämie z. B. auf CHF 260 → CHF 3120/Jahr.

Die Gesamtkosten hängen vom Risiko, vom Alter und von der regionalen Prämienlandschaft ab.

Beispiele aus der Praxis

Beispiel 1: EU-Arbeitnehmer mit 5-Jahres-Vertrag

Ein 36-jähriger Spanier zieht für eine neue Stelle nach Zürich. Sein Jahreslohn beträgt CHF 84 000.

Berechnung Sozialabgaben:
AHV/IV/EO: 84 000 × 0.053 = CHF 4452/Jahr
ALV: 84 000 × 0.011 = CHF 924/Jahr
Total Arbeitnehmerbeiträge: CHF 5376
Seine Krankenkassenprämie beträgt CHF 355 pro Monat → Jahreskosten: CHF 4260.

Im ersten Jahr benötigt er ambulante Behandlungen im Wert von CHF 800.

Mit Franchise 2500 bezahlt er alles selbst; mit Franchise 300 wären es:

• 300 Franchise
• 500 Restbetrag mit 10 % Selbstbehalt = 50

Eigenkosten: CHF 350
Dieses Beispiel zeigt, wie stark die Wahl der Franchise die jährlichen Gesundheitskosten beeinflusst.

Beispiel 2: Familie mit B-Bewilligung und Anspruch auf Prämienverbilligung

Eine vierköpfige Familie aus Frankreich lebt im Kanton Waadt. Die Eltern verdienen zusammen CHF 95 000/Jahr.

Die Krankenkassenprämie beträgt CHF 310 pro Erwachsener, CHF 90 pro Kind.

Berechnung ohne Verbilligung:
(310 × 2) + (90 × 2) = CHF 800/Monat → CHF 9600/Jahr
Der Kanton gewährt eine Verbilligung von CHF 2800/Jahr für die Familie.

Neue Kosten: 9600 − 2800 = CHF 6800/Jahr

Durch den Ausweis B erhält die Familie uneingeschränkten Zugang zu kantonalen Unterstützungsinstrumenten – ein zentraler Vorteil gegenüber temporären Bewilligungen.

Abgrenzung zu anderen Bewilligungen (L, C, G)

• L-Bewilligung (Kurzaufenthalter): nur für Aufenthalte unter einem Jahr, eingeschränkte Stabilität.
• C-Bewilligung (Niederlassung): unbefristet, umfassende Rechte, weniger Beschränkungen.
• G-Bewilligung (Grenzgänger): kein Wohnsitz in der Schweiz, wöchentliche Rückkehrpflicht.

Der Ausweis B steht in der Mitte: Er bietet langfristige Integrationsmöglichkeiten, aber noch nicht die volle Sicherheit einer C-Bewilligung.

Rechte und Pflichten mit Ausweis B

Rechte:

• Zugang zum Arbeitsmarkt
• Abschluss von Miet- und Arbeitsverträgen
• Zugang zu Bildungsinstitutionen und Sozialversicherungen

Pflichten:

• Krankenversicherungspflicht
• Zahlung von Steuern und Sozialabgaben
• Einhaltung der kantonalen Wohnsitzanforderungen

Die wirtschaftliche und soziale Integration beginnt oft mit dem Ausweis B, der als Sprungbrett zur Niederlassungsbewilligung C dient.

Relevanz für Arbeitgeber, Familien und Studierende

Für Arbeitgeber schafft der Ausweis B Rechtssicherheit: Mitarbeitende können langfristig beschäftigt werden.

Für Familien ermöglicht er stabile Lebensbedingungen, Kinderbetreuung und Bildung.

Für Studierende gilt der Ausweis B als Schlüssel zur Teilnahme am Schweizer Hochschulsystem.
Er bildet somit ein zentrales Instrument zur Strukturierung internationaler Mobilität.

Fazit

Der Ausweis B (Aufenthaltsbewilligung) ist eine der wichtigsten Bewilligungen im Schweizer Aufenthaltsrecht. Er regelt Aufenthaltsdauer, Versicherungszugehörigkeit, Sozialabgaben und Integrationsrechte. Die Beispiele zeigen, wie stark finanzielle und administrative Aspekte vom Bewilligungsstatus beeinflusst werden. Für Erwerbstätige, Familien und Studierende bildet der Ausweis B eine stabile Grundlage für ein sicheres Leben in der Schweiz und ist häufig der erste Schritt zur langfristigen Niederlassung.

Quellenverzeichnis