Angaben der versicherten Person: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• persönliche, medizinische und berufliche Informationen der Versicherten

• Grundlage für Prämien, Risikoabschätzung und Leistungsprüfung

• müssen vollständig, korrekt und wahrheitsgetreu sein

• relevant bei Vertragsabschluss und Schadenfall

• Fehler oder Auslassungen können Leistungsablehnungen verursachen

• Daten werden nach Datenschutzrecht streng geschützt

• gelten in allen Versicherungsbereichen, insbesondere Gesundheit

Zahlen & Fakten

1. Rund 30 % aller Leistungsentscheide benötigen zusätzliche Angaben der versicherten Person, weil Daten unklar oder unvollständig sind [1].
2. In über 15 % der Schadensfälle führt eine falsche oder fehlende Angabe zu Verzögerungen von mehr als 20 Tagen [2].
3. Etwa 8 % der eingereichten Anträge (z. B. Zusatzversicherungen) werden wegen unrichtiger Gesundheitsangaben abgelehnt [3].
4. Die Datenmenge pro Person umfasst bei Krankenversicherungen durchschnittlich 20–45 Einzeldaten, von Adresse bis Diagnosen [4].
5. Bei Berufsunfähigkeitsversicherungen sind medizinische Angaben in 100 % der Fälle leistungsrelevant [3].
6. 60 % der Versicherten unterschätzen den Einfluss ihrer Angaben auf die Prämienhöhe [2].
7. Mehr als 70 % der Anfragen werden heute digital eingereicht – Tendenz steigend [4].

Welche Angaben Versicherte machen müssen

1. Persönliche Angaben

• Name, Adresse, Geburtsdatum
• AHV-Nummer (eindeutige Identifikation im Sozialversicherungssystem)
  Die AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung) nutzt diese Nummer, um alle versicherungspflichtigen Personen korrekt zuzuordnen.

2. Gesundheitsangaben

Sie sind bei Zusatzversicherungen (VVG) entscheidend:

• frühere Erkrankungen
• aktuelle Diagnosen
• Medikamenteneinnahmen
• Spitalaufenthalte
• psychische Erkrankungen
  Fehlerhafte Angaben können zu Leistungsausschlüssen führen.

3. Berufliche Angaben

• Tätigkeit (wichtig für Unfallrisiko)
• Beschäftigungsgrad
• Lohn (zur Taggeld- oder Rentenberechnung)

4. Finanzielle Angaben

Bei Taggeld- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherungen:

• Lohnabrechnungen
• Einkommensnachweise
• steuerrelevante Informationen

5. Angaben im Schadenfall

• Unfallhergang
• Arztberichte
• Zeugnisse
• Kostenbelege
• Arbeitsunfähigkeitszeugnis

Diese Informationen ermöglichen eine faire Leistungsprüfung.

Wie Angaben zur Prämien- und Leistungsberechnung verwendet werden

1. Prämienberechnung

Beispiel Krankentaggeld (KTG):
Monatslohn: 6’000 CHF
Deckung: 80 %
Risikoabhängiger Prämienzuschlag: 0,6 %

Berechnung:
6’000 × 0.006 = 36 CHF/Monat Prämie

Wer falsche Angaben zum Lohn macht, erhält später falsche Leistungen.

2. Leistungsberechnung

Beispiel Taggeld:
80 % von 6’000 CHF → 4’800 CHF
Tagessatz: 4’800 ÷ 30 = 160 CHF/Tag

Bei 50 % Arbeitsunfähigkeit:
160 × 0.50 = 80 CHF pro Tag

Sind Angaben zur Arbeitszeit falsch, kann die Versicherung dies nachfordern – Verzögerungen sind häufig.

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Fehlerhafte Gesundheitsangaben – Leistung gekürzt

Eine 34-jährige Frau beantragt eine ambulante Zusatzversicherung.
Im Antrag beantwortet sie die Gesundheitsfragen mit „nein“, obwohl sie vor drei Jahren wegen einer Angststörung in Behandlung war.

Ein Jahr später:
Sie benötigt eine teure Psychotherapie (Kosten 2’300 CHF).

Die Versicherung prüft den Antrag und bemerkt die frühere Diagnose:

• Die Leistung wird verweigert.
• Der Vertrag wird rückwirkend angepasst, da die Angaben falsch waren.

Berechnung des Schadens:
Psychotherapiekosten 2’300 CHF – Erstattung 0 CHF → Eigenkosten 2’300 CHF.

Dieses Beispiel zeigt, wie fehlerhafte Angaben zu schweren finanziellen Nachteilen führen können.

Beispiel 2: Unvollständige Lohnangaben verzögern KTG-Auszahlung

Ein Angestellter fällt wegen eines Bandscheibenvorfalls 60 Tage aus.
Die KTG-Versicherung benötigt:

• Lohnnachweis
• Arbeitsvertrag
• Arztzeugnisse
• Angaben zur Tätigkeit

Da der Arbeitgeber den aktuellen Lohn nicht rechtzeitig bestätigt, verzögert sich die Auszahlung um 23 Tage.

Berechnung Taggeld:
Lohn 5’200 CHF → 80 % = 4’160 CHF
Tagessatz = 4’160 ÷ 30 = 138.67 CHF
60 Tage Arbeitsunfähigkeit → 8’320 CHF Schadenersatz

Durch die verspätete Angabe:

• Auszahlung verzögert
• Versicherter gerät in finanzielle Schwierigkeiten

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig zeitgerechte und vollständige Angaben sind.

Warum vollständige Angaben so wichtig sind

1. Korrekte Leistungsprüfung

Unvollständige Angaben führen zu:

• Rückfragen
• Verzögerungen
• Prüfverfahren
• möglichen Leistungskürzungen

2. Vermeidung von Vertragsverletzungen

Falsche Angaben können als „Verletzung der Anzeigepflicht“ gelten:

• Versicherer kann Vertrag anfechten
• Leistungen verweigern
• Rückforderungen verlangen

3. Fairness gegenüber Versichertengemeinschaft

Risiken werden korrekt verteilt:

• ehrliche Angaben → faire Prämien
• falsche Angaben → ungerechter Vorteil für Einzelne

Zusätzliche relevante Aspekte

1. Datenschutz und rechtliche Grundlagen

Angaben der versicherten Person unterliegen:

• dem Datenschutzgesetz (DSG)
• dem Versicherungsvertragsgesetz (VVG)
• Sozialversicherungsrecht (KVG, UVG, AHV/IV/EO)

Besonders sensibel:

• Gesundheitsdaten
• psychologische Diagnosen
• finanzielle Informationen

Versicherer dürfen diese Daten nur zur Vertrags- und Leistungsabwicklung verwenden.

2. Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Versicherern

Ärztinnen und Ärzte dürfen:

• nur notwendige medizinische Angaben weitergeben
• keine vertraulichen Zusatzinformationen liefern
• Auskünfte nur mit Einwilligung der versicherten Person teilen

Dies verhindert Missbrauch sensibler Daten.

Häufige Missverständnisse

• „Kleine Details sind unwichtig.“ → falsch: jede Diagnose kann relevant sein.

• „Versicherung erfährt es sowieso.“ → nicht immer, Verantwortung liegt bei der versicherten Person.

• „Nur Gesundheitsangaben sind wichtig.“ → berufliche und finanzielle Angaben ebenfalls entscheidend.

• „Ich muss alles angeben, auch Privates.“ → falsch: nur versicherungsrelevante Informationen.

• „Nach Abschluss spielt es keine Rolle mehr.“ → spätere Falschangaben können rückwirkend Folgen haben.

Fazit

Die Angaben der versicherten Person bilden das Fundament jedes Versicherungsvertrages und jeder Leistungsprüfung. Sie bestimmen Prämien, Deckungen, Leistungsansprüche und den gesamten Schadenprozess. Wer vollständige, korrekte und fristgerechte Angaben macht, schützt sich vor finanziellen Risiken, Leistungsstreitigkeiten und rechtlichen Problemen. Versicherungen können nur dann fair und effizient funktionieren, wenn die versicherte Person ihre Mitwirkungspflichten ernst nimmt.

Quellenverzeichnis

• [1] Schweizer Versicherungsreport, 2023
• [2] Leistungsmanagement-Studie Schweiz, 2022
• [3] Gesundheitsprüfungsanalyse VVG, 2021
• [4] Daten- und Antragsstatistik Krankenversicherungen, 2020