Alternativversicherung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• Günstigeres KVG-Modell mit klaren Behandlungsregeln

• Beinhaltet Hausarzt-, HMO-, Telmed- und Multimed-Modelle

• Prämienreduktionen von 10–25 Prozent möglich

• Versicherte verpflichten sich zu definierten Erstkontakten

• Standardmodell bleibt am flexibelsten, aber teuer

• Einschränkungen nur ausserhalb von Notfällen

• Beliebt für Kostenersparnis und klare Behandlungswege

Zahlen & Fakten

1. Über 70 % der Schweizer Bevölkerung sind in einem Alternativversicherungsmodell versichert [1].
2. Prämienreduktionen liegen je nach Modell zwischen 10 und 25 % gegenüber dem Standardmodell [2].
3. Rund 40 % der Versicherten wählen das Hausarztmodell, 25 % HMO und 20 % Telmed [2].
4. Alternativversicherte verursachen durchschnittlich 12 % tiefere Gesundheitskosten [3].
5. Etwa 30 % der Spezialistenbesuche entfallen durch geregelte Triage-Prozesse [4].
6. Nicht eingehaltene Modellregeln führen jährlich zu über 100’000 Leistungsstreitigkeiten [4].
7. Familien sparen je nach Wohnort 1’000–2’500 CHF pro Jahr durch Alternativmodelle [1].

Wie eine Alternativversicherung funktioniert

Eine Alternativversicherung verpflichtet die versicherte Person, definierte Regeln für den Behandlungsweg einzuhalten. Dieser strukturierte Zugang soll Doppeluntersuchungen, unnötige Facharztbesuche und damit Kosten vermeiden.

Die wichtigsten Modelle:

Hausarztmodell

Versicherte müssen bei allen medizinischen Anliegen zuerst ihren Hausarzt aufsuchen.
Vorteil: gute Betreuungskontinuität.
Prämienreduktion: ca. 10–15 %.

HMO-Modell (Health Maintenance Organization)

Behandlung erfolgt in einer HMO-Praxis mit mehreren Ärzten und Therapeuten.
Prämienreduktion: 15–25 %.
Starke Koordination, sehr effizient.

Telmed-Modell

Erstkontakt über telefonische oder digitale Beratung (z. B. Medgate).
Prämienreduktion: 10–20 %.
Klarer Triageprozess.

Multimed-Modell

Kombination aus Telmed, Hausarzt und eHealth-Lösungen.
Prämienreduktion: 10–18 %.
Moderne und flexible Variante.

Wichtig

Notfälle sind immer frei, unabhängig vom Versicherungsmodell.

Wie die Prämien berechnet werden

Die Kosten hängen ab von:

• dem gewählten Modell
• der Region (Prämienregionen im KVG)
• dem Alter
• der Franchise

Beispiel Standard vs. Hausarztmodell

Standardmodell: 400 CHF/Monat
Hausarztmodell: −12 %
→ 400 × 0.88 = 352 CHF
→ Ersparnis: 48 CHF/Monat bzw. 576 CHF/Jahr

Beispiel Standard vs. HMO

400 CHF × 0.80 = 320 CHF
→ Ersparnis: 80 CHF/Monat bzw. 960 CHF/Jahr

Diese Ersparnisse entstehen, weil Versicherungen durch klare Behandlungswege Kosten sparen.

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Familie mit zwei Kindern wählt Hausarztmodell

Eine vierköpfige Familie zahlt im Standardmodell:

• 2 Erwachsene: je 380 CHF
• 2 Kinder: je 100 CHF
  → Total: 960 CHF/Monat

Sie wechseln ins Hausarztmodell (Durchschnittsrabatt 15 %):
Erwachsene: 380 × 0.85 = 323 CHF
Kinder: 100 × 0.85 = 85 CHF
→ Neuer Gesamtbetrag: 816 CHF

Jährliche Ersparnis:
960 – 816 = 144 CHF/Monat
144 × 12 = 1’728 CHF

Zusätzlich profitieren sie von einer konstanten medizinischen Betreuung über denselben Hausarzt.
Das Beispiel zeigt, wie Alternativversicherungen Familien finanziell stark entlasten können.

Beispiel 2: Telmed-Modell für junge Berufstätige

Ein 27-jähriger IT-Spezialist zahlt im Standardmodell 350 CHF/Monat.
Er entscheidet sich für das Telmed-Modell (20 % günstiger).

Berechnung:
350 × 0.80 = 280 CHF
Ersparnis: 70 CHF/Monat
→ 840 CHF pro Jahr

Da er selten zum Arzt geht, passt das Modell perfekt. Bei Krankheit ruft er zuerst die medizinische Hotline an, erhält Empfehlungen oder wird weitergeleitet.
Dieses Beispiel zeigt, wie junge Menschen moderne, digitale Modelle nutzen können, um erhebliche Prämien zu sparen.

Vorteile einer Alternativversicherung

1. Grosse Kostenersparnis

Prämien sind deutlich niedriger als im Standardmodell.

2. Strukturierte Versorgung

Versicherte werden gezielt durch das System geführt:

• weniger Fehlbehandlungen
• bessere Koordination
• klarere Entscheidungswege

3. Moderne Gesundheitsversorgung

Viele Modelle beinhalten:

• eHealth-Dienste
• Telemedizin
• elektronische Gesundheitsdossiers
• integrierte Versorgungsprogramme

4. Entlastung des Gesundheitssystems

Weniger unnötige Spezialistenkonsultationen → tiefere Kosten für alle.

Mögliche Nachteile und Risiken

1. Eingeschränkte Arztwahl

Nicht alle Ärzte stehen frei zur Verfügung.

2. Pflicht zur Einhaltung der Regeln

Beispiel:
Direkter Facharztbesuch ohne Überweisung → Kosten können abgelehnt werden.

3. Nicht für jede Lebenssituation optimal

Menschen mit chronischen Erkrankungen benötigen oft spezialisierte Strukturen; Alternativmodelle können hier einschränkend wirken.

4. Kommunikationsaufwand

Telmed verlangt aktive Kontaktaufnahme bei jedem neuen medizinischen Problem.

Alternativversicherung und Sozialversicherungen (AHV, IV, EO)

AHV

Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) ist unabhängig vom KVG-Modell. Die Wahl des Versicherungsmodells verändert AHV-Beiträge nicht.

IV

Bei Invalidität übernimmt weiterhin die Invalidenversicherung (IV) medizinische Massnahmen, unabhängig vom gewählten Modell.

EO

Die Erwerbsersatzordnung (EO) betrifft Mutterschaft und Militärdienst – auch sie steht unabhängig von Alternativversicherung.

Relevanter Punkt

Alternative Modelle beeinflussen nur Behandlungswege und Prämien, nie die Leistungen der Sozialversicherungen.

Bedeutung im Schweizer Gesundheitssystem

1. Kostendämpfung

Alternativversicherungsmodelle sind zentrale Instrumente zur Reduktion des Kostenwachstums im KVG-Bereich.

2. Steuerung des Patientenflusses

Gezielte Triage entlastet Fachärzte und Spitäler.

3. Förderung digitaler Gesundheitsangebote

Telemedizin weitet Zugangsmöglichkeiten aus und spart Kosten.

4. Prävention und Effizienz

HMO- und Hausarztmodelle fördern kontinuierliche Betreuung.

Häufige Missverständnisse

• „Bei Alternativmodellen bekommt man weniger Leistungen.“
  → falsch: KVG-Leistungen sind identisch, Behandlungspfad jedoch geregelt.

• „Notfälle müssen zuerst über Telmed laufen.“
  → falsch: Notfälle sind immer frei.

• „Man kann das Modell jederzeit wechseln.“
  → falsch: Wechsel nur per Jahresende oder mit Versicherungswechsel.

• „Alternativmodelle sind schlecht für chronisch Kranke.“
  → teilweise falsch: HMO kann für chronisch Kranke sogar vorteilhaft sein.

Fazit

Die Alternativversicherung ist eine kosteneffiziente und strukturierte Form der obligatorischen Krankenversicherung. Sie bietet deutliche Prämienvorteile und sorgt für einen geregelten Behandlungsweg, der Qualität und Effizienz in der medizinischen Versorgung erhöht. Durch klare Regeln, koordinierte Betreuung und moderne telemedizinische Lösungen profitieren Versicherte sowohl finanziell als auch medizinisch. Wer bereit ist, Einschränkungen wie die Bindung an Hausarzt, HMO oder Telmed zu akzeptieren, kann jährlich bedeutende Einsparungen erzielen und gleichzeitig eine hochwertige Versorgung erhalten.

Quellenverzeichnis

• [1] Krankenversicherungsstatistik Schweiz, 2023
• [2] Modellvergleich KVG – Prämienanalyse 2022
• [3] Gesundheitskostenbericht Schweiz, 2021
• [4] Ombudsstelle Krankenversicherung – Fallstatistik 2022