Abredeversicherung: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

• verlängert UVG-Unfallschutz nach Ende des Arbeitsverhältnisses

• schützt bei Arbeitslosigkeit, Reise oder unbezahltem Urlaub

• maximal für 6 Monate abschliessbar

• kostet ca. 40–70 CHF pro Monat

• deckt Berufs- und Nichtberufsunfälle in vollem UVG-Umfang

• verhindert gefährliche Versicherungslücken

• wichtig vor längeren Ausland- oder Zwischenphasen

Zahlen & Fakten

1. Jährlich schliessen rund 250’000 Personen in der Schweiz eine Abredeversicherung ab, meist nach Jobwechseln [1].
2. Die UVG-Nachdeckung beträgt 30 Tage, danach besteht ohne Abredeversicherung kein Unfallversicherungsschutz mehr [2].
3. Die Abredeversicherung kann maximal für 180 Tage abgeschlossen werden [2].
4. Die durchschnittlichen Kosten liegen zwischen 40 und 70 CHF pro Monat, abhängig vom UVG-Versicherer [3].
5. Rund 15 % aller Auslandunfälle betreffen Personen ohne gültige UVG-Deckung – häufig zwischen zwei Jobs [4].
6. Eine stationäre Behandlung im Ausland kostet im Durchschnitt 8’000–25’000 CHF – ohne UVG müssen diese selbst bezahlt werden [4].
7. Über 60 % der Arbeitnehmenden wissen nicht, dass ihr UVG-Schutz 30 Tage nach letztem Lohn endet [3].

Wie die Abredeversicherung funktioniert

Wenn ein Arbeitsverhältnis endet, bleibt man 30 Tage nach dem letzten Lohn durch die UVG automatisch unfallversichert – dies nennt man UVG-Nachdeckung. Danach endet der Versicherungsschutz vollständig.

Die Abredeversicherung ermöglicht es, diese Deckung lückenlos zu verlängern:

• Abschluss innerhalb von 30 Tagen nach Ende des Arbeitsverhältnisses
• deckt Nichtberufsunfälle (und je nach Vertrag auch Berufsunfälle)
• funktioniert ähnlich wie UVG über den Arbeitgeber
• gilt weltweit, auch im Ausland

Wann braucht man eine Abredeversicherung?

• zwischen zwei Stellenwechseln
• bei längeren Auslandsaufenthalten
• bei unbezahltem Urlaub
• bei Weltreisen (Sabbatical)
• bei Arbeitslosigkeit (bis ALV einsetzt)
• bei Krankheit vor Stellenantritt
• bei Saisonunterbrüchen

Kosten und Leistungen – wie wird gerechnet?

Kostenbeispiel

Kosten pro Monat: 45 CHF
Maximal 6 Monate:
6 × 45 = 270 CHF

Für denselben Schutz wie UVG:

• ambulante Behandlung
• stationäre Behandlung
• Taggeld
• Invalidenrente
• Integritätsentschädigung
• Hinterlassenenleistungen

Deckungsumfang identisch zur UVG

Beispiel Unfallkosten:
Spitalaufenthalt 9’500 CHF
Rehabilitation 2’000 CHF
Notfalltransport 1’200 CHF
→ Total: 12’700 CHF

Mit Abredeversicherung:
→ vollständige Kostenübernahme

Ohne Abredeversicherung:
→ Kosten bleiben vollständig bei der Person (bei Auslandunfällen oft höher)

Praxisbeispiele

Beispiel 1: Lücke zwischen zwei Jobs – Beinbruch im Ausland

Eine 30-jährige Frau kündigt ihre Stelle und plant, zwei Monate zu reisen, bevor sie ihre neue Arbeit beginnt.
Der letzte Lohn wird per 31. März ausbezahlt.
Nachdeckung endet am 30. April.

Kosten: Abredeversicherung 45 CHF/Monat
Abschluss für 2 Monate: 90 CHF

Im Juni stürzt sie auf einer Reise in Kanada und erleidet einen komplizierten Armbruch.

Kosten:

• Spital: 14’000 CHF
• Operation: 7’500 CHF
• Medikamente: 600 CHF
  → Total: 22’100 CHF

Dank Abredeversicherung:
→ 100 % der Kosten gedeckt
→ kein Selbstbehalt wie in KVG
→ volle UVG-Leistungen inklusive Lohnersatz

Ohne Abredeversicherung hätte sie 22’100 CHF selbst bezahlen müssen.
Das Beispiel zeigt den hohen Nutzen der Versicherung bei Auslandaufenthalten.

Beispiel 2: Unbezahlter Urlaub – kostspieliger Freizeitunfall

Ein 45-jähriger Mann nimmt drei Monate unbezahlten Urlaub (Sabbatical).
Da unbezahlter Urlaub nicht als Lohn gilt, endet sein UVG-Schutz nach 30 Tagen.
Er schliesst keine Abredeversicherung ab.

Im zweiten Urlaubsmonat verletzt er sich schwer beim Mountainbiken:

• Notfalltransport: 1’200 CHF
• Spitalaufenthalt: 8’400 CHF
• Reha: 3’000 CHF
  → Total: 12’600 CHF

Über die Grundversicherung (KVG):

• Franchise 2’500 CHF
• Selbstbehalt 10 % von 10’100 = 1’010 CHF
  → Eigenkosten: 3’510 CHF

Abredeversicherung hätte 0 CHF Selbstbehalt bedeutet.
Prämie für 2 Monate: 90 CHF.

Dieses Beispiel zeigt, dass selbst innerhalb der Schweiz erhebliche Kosten entstehen können.

Warum die Abredeversicherung so wichtig ist

1. Schutz vor finanziellen Katastrophen

UVG ist eine der umfassendsten Sozialversicherungen in der Schweiz:

• keine Franchise
• kein Selbstbehalt
• volle medizinische Leistungen
• Taggeld bei Erwerbsausfall
  Ein Verlust dieser Leistungen kann gravierend sein.

2. Lückenlose Versicherung

Besonders wichtig bei:

• Jobwechsel
• Pflege von Angehörigen
• Weiterbildungspausen
• Langzeitreisen
• Krankheit vor neuer Anstellung

3. Klare gesetzliche Grundlage (UVG)

Das Unfallversicherungsgesetz regelt:

• Deckung
• Prämien
• Nachdeckung
• Abredebedingungen

4. Ergänzung zu AHV, IV, EO

• AHV deckt keine Unfallkosten, sondern Alters- und Hinterlassenenrenten
• IV deckt Invalidität, aber keine akuten Behandlungskosten
• EO deckt Militär- und Mutterschaftsleistungen, nicht Unfälle
  → Die Abredeversicherung schliesst diese Lücke vollständig.

Weitere wichtige Aspekte

1. Unterschied zur freiwilligen Unfallversicherung (KVG)

Ohne UVG-Schutz kann man die Unfallversicherung in der Krankenversicherung einschliessen:

• Zusatzprämie ca. 8–12 CHF/Monat
• deutlich schlechterer Leistungsumfang als UVG
• Franchise + Selbstbehalt gelten
  → Abredeversicherung ist qualitativ überlegen.

2. Wichtig für Personen in der Arbeitslosenversicherung (ALV)

Wer ALV bezieht:

• ist wieder über UVG der Arbeitslosenversicherung unfallversichert
• aber erst ab Tag 1 des Bezugs
  → Abredeversicherung deckt die Zeit zwischen Jobende und ALV-Anmeldung.

Häufige Missverständnisse

• „Ich bin über die Krankenkasse für Unfälle versichert.“
  → nur, wenn freiwillig eingeschlossen – und viel schlechter als UVG.

• „Die Nachdeckung reicht immer.“
  → nur 30 Tage, danach unversichert.

• „Ich brauche keine Abredeversicherung, wenn ich arbeitslos bin.“
  → stimmt nur, wenn man ALV bereits bezieht.

• „Die Abredeversicherung ist teuer.“
  → 40–70 CHF pro Monat sind im Vergleich zu Unfallkosten sehr gering.

• „Auch während Weiterbildung bin ich automatisch unfallversichert.“
  → falsch: ohne Lohn endet UVG.

Fazit

Die Abredeversicherung ist ein essenzielles Instrument zur Sicherung des vollen Unfallversicherungsschutzes in Phasen ohne Lohn. Sie bietet maximalen Schutz bei minimalen Kosten, verhindert gefährliche Deckungslücken und schützt insbesondere Menschen in Übergangsphasen, auf Reisen oder im unbezahlten Urlaub vor finanziellen Belastungen. Wer rechtzeitig eine Abredeversicherung abschliesst, behält den bewährten UVG-Schutz und vermeidet Risiken, die sonst hohe Kosten, Rechtsunsicherheiten und gesundheitliche Nachteile nach sich ziehen könnten.

Quellenverzeichnis

• [1] Unfallversicherungsstatistik Schweiz, 2023
• [2] UVG-Gesetzesgrundlagen BAG, 2022
• [3] Versicherungsprämien-Analyse UVG, 2021
• [4] Auslandunfall- und Rücktransportstudie Schweiz, 2020