1e Vorsorge: Was ist damit gemeint? (Definition, Erklärung)

Das Wichtigste in Kürze

Zahlen & Fakten

1. Rund 20–25 % der Schweizer Unternehmen bieten 1e-Pläne an [1]
2. Gilt für Lohnbestandteile über der BVG-Obergrenze von CHF 132 300
3. Renditeunterschiede zwischen Anlageprofilen können 3–6 % jährlich betragen [3]
4. Kapitalverlust möglich – keine Mindestverzinsung
5. Vollständige Kapitalauszahlung bei Arbeitgeberwechsel
6. Beliebt bei Kadern und Führungskräften mit variablem Lohn
7. Kein gesetzlicher Umwandlungssatz – vollständig marktbasiert

Bedeutung der 1e Vorsorge im Schweizer Vorsorgesystem

Das Schweizer Vorsorgemodell setzt sich aus drei Säulen zusammen: AHV/IV (1. Säule), Pensionskasse/BVG (2. Säule) und privater Vorsorge 3a/3b (3. Säule). Die 1e Vorsorge gehört technisch zur 2. Säule, jedoch im überobligatorischen Bereich.
Sie schliesst eine wichtige Lücke: Personen mit höheren Einkommen sind in klassischen Pensionskassen oft unterversorgt, da Umverteilung und starre Verzinsungsregeln zu tiefen Renditen führen. Die 1e Vorsorge ermöglicht, eigene Anlageprofile zu wählen – häufig von sehr defensiv bis stark wachstumsorientiert.
Dies macht die 1e Vorsorge besonders attraktiv für:

• Kaderangestellte
• Führungskräfte
• gutverdienende Spezialisten
• Selbstständige mit Anschluss an Sammelstiftungen

Weil keine Umverteilung zwischen Versicherten stattfindet, profitieren 1e-Versicherte direkt von den eigenen Anlageergebnissen – positiv wie negativ.

Wie Rendite, Risiko und Beiträge in der 1e Vorsorge berechnet werden

Die 1e Vorsorge erlaubt unterschiedliche Anlageprofile, z. B.:

• 20 % Aktien → defensiv
• 40–60 % Aktien → ausgewogen
• 80–100 % Aktien → wachstumsorientiert

Jedes Profil hat klar berechenbare Chancen und Risiken.

Beispiel Renditeberechnung:
Ein Versicherter investiert CHF 50 000 im 1e-Plan.

Defensives Profil (2 % Rendite):

50 000 × 1.02^20 ≈ CHF 74 000

Wachstumsprofil (5.5 % Rendite):

50 000 × 1.055^20 ≈ CHF 145 000
Differenz: CHF 71 000 – bei gleicher Einzahlung, aber unterschiedlichem Risiko.
Während klassische BVG-Modelle mit 1–2 % Zins arbeiten, kann die 1e Vorsorge langfristig deutlich höhere Werte erreichen. Allerdings besteht bei negativen Marktphasen das Risiko von Verlusten, da keine Garantien existieren.

Beispiele aus der Praxis

Beispiel 1: Führungskraft erreicht höhere Altersvorsorge durch wachstumsorientiertes Profil

Ein 45-jähriger Angestellter verdient CHF 180 000/Jahr. Der Lohnanteil über CHF 132 300 beträgt also CHF 47 700, welcher in die 1e Vorsorge fliesst.
Jährliche Sparbeiträge (Arbeitgeber + Arbeitnehmer): CHF 12 000
Er wählt ein wachstumsorientiertes Profil (durchschnittliche Rendite 5 %).
Berechnung über 15 Jahre:
12 000 × ((1.05^15 − 1) / 0.05) ≈ CHF 249 000
In einer traditionellen BVG-Lösung mit 1.5 % Rendite wären es:
12 000 × ((1.015^15 − 1) / 0.015) ≈ CHF 207 000
Mehrwert der 1e Vorsorge: CHF 42 000.
Dieser Unterschied zeigt, wie stark langfristige Rendite eine Rolle spielt.

Beispiel 2: Konservative Anlegerin reduziert Verlustrisiken und steigert Planbarkeit

Eine 50-jährige Managerin wählt ein defensives 1e-Profil (20 % Aktien).
Sie besitzt bereits CHF 120 000 im 1e-Topf.
Renditeannahmen:

• defensiv: 2 %
• klassisch BVG: 1 %

Berechnung über 10 Jahre:
1e-Profil: 120 000 × 1.02^10 ≈ CHF 146 000
BVG-Zins: 120 000 × 1.01^10 ≈ CHF 133 000
Mehrwert: CHF 13 000, bei vergleichbarem Risiko.

Zudem profitiert sie davon, bei Arbeitgeberwechsel das gesamte Kapital mitzunehmen – ohne Umwandlungssatzabhängigkeit.

Abgrenzung zu Säule 3a und klassischer Pensionskasse

1e Vorsorge:

• nur für Einkommen über CHF 132 300
• freie Wahl des Anlageprofils
• keine Garantiezinsen
• Kapital bei Austritt vollständig mitnehmbar

Säule 3a:

• steuerlich begünstigt
• jährliche Einzahlungsbeschränkung
• Kapital bis Pensionierung gebunden
• begrenzte Anlageauswahl

Klassische BVG-Pensionskasse:

• Mischform aus obligatorischem und überobligatorischem Teil
• Umverteilung zwischen Jung und Alt
• konservative Anlage, tiefe Renditen

Die 1e Vorsorge kombiniert Flexibilität mit steuerlicher Attraktivität, bleibt aber risikobehaftet.

Relevanz der 1e Vorsorge für verschiedene Zielgruppen

Kaderangestellte: profitieren von Renditechancen und steuerlicher Optimierung.

Unternehmen: nutzen 1e-Pläne, um Top-Talente zu gewinnen und Bindung zu fördern.

Selbstständige: erhalten Zugang zu professionellen Vorsorgelösungen ausserhalb der BVG-Mindestanforderungen.

Personen mit variablen Einkommen: können hohe Bonusanteile flexibel vorsorgen.
Für viele Gutverdienende ersetzt die 1e Vorsorge zunehmend klassische Sparmodelle, da sie marktnahe Erträge bietet.

Häufige Fehler bei der Nutzung der 1e Vorsorge

• Wahl eines Risikoprofils ohne langfristige Finanzplanung
• Missverständnis über mögliche Verluste
• zu hohe Aktienquote kurz vor der Pensionierung
• Verwechslung von steuerlichen Regeln mit der Säule 3a
• fehlende jährliche Überprüfung der Anlagestrategie

Professionelle Beratung kann helfen, Risiken und Ziele optimal abzustimmen.

Steuerliche Aspekte der 1e Vorsorge

Obwohl im überobligatorischen Bereich, gelten steuerliche Vorteile ähnlich wie in der normalen Pensionskasse:

• Einzahlungen sind steuerlich abzugsfähig
• Kapitalerträge innerhalb der Vorsorge steuerfrei
• Auszahlung wird einmalig zu Vorzugsbedingungen besteuert

Besonders attraktiv ist die Vermeidung von Vermögenssteuer, da Vorsorgekapital steuerbefreit ist.

Fazit

Die 1e Vorsorge bietet eine moderne und flexible Ergänzung zum Schweizer Vorsorgesystem. Sie ermöglicht gutverdienenden Personen, eigenes Kapital renditeorientiert anzulegen und Vorsorgelücken zu schliessen, die klassische BVG-Lösungen nicht abdecken. Die Beispiele verdeutlichen, dass durch die freie Anlagewahl erhebliche Mehrwerte entstehen können – bei gleichzeitig höherer Eigenverantwortung. Wer ein überdurchschnittliches Einkommen erzielt und seine Altersvorsorge aktiv gestalten möchte, profitiert erheblich von 1e-Lösungen.

Quellenverzeichnis